Immobilienpreise: Wohnen in Wien noch einmal teurer

Wohnen Wien
Wohnen Wien (c) Clemens Fabry
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Eigentumswohnungen haben sich seit einem Jahr um neun Prozent verteuert. Bei Mieten lag das Plus mit 3,76 Prozent ebenfalls über der Inflationsrate.

Die gute Nachricht zuerst: Die Immobilienpreise steigen zwar, aber sie tun das langsamer. Ob Eigentumswohnungen, Büros oder Mieten– die Preisanstiege seien überall geringer ausgefallen als vor einem Jahr, erklärte Thomas Malloth, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder, bei der Präsentation des jüngsten Immobilienpreisspiegels der Wirtschaftskammer. Bei Geschäftslokalen gab es sogar eine reale Stagnation. Wien blieb diesmal mit einem Plus von 1,8 Prozent hinter den anderen Bundesländern zurück. Nun die schlechte Nachricht: Das gilt nicht für Wohnungen. Die haben sich in keinem Bundesland so stark verteuert wie in Wien.

•Wer Wert auf Neubau legt, muss um 9,1 Prozent tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr und durchschnittlich 3599 Euro pro Quadratmeter hinlegen. Ausreißer nach oben ist die Innenstadt. Für „sehr guten Wohnwert“ (Grünblick, Parkettböden, Balkon oder Terrasse, repräsentative Architektur) in der City muss man 9999 Euro pro Quadratmeter im Neubau hinlegen, das ist um dreizehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Dann kommt lange nichts. In sehr guter Döblinger Villenlage kommt man mit 5850 Euro vergleichsweise günstig davon.

Doch auch, wer sich mit „mittlerem Wohnwert“ zufrieden gibt– also mit Spannteppichen, Mindestverfliesung, anspruchsloser Architektur, normaler verkehrsmäßiger Erschließung und gemischt bebauter Wohnlage–, zahlt in keinem Wiener Bezirk weniger als durchschnittlich 2250 Euro. So viel berappt man in Meidling.

•Wesentlich günstiger fährt man, wenn man auf Neubau verzichtet. Gebrauchte Wohnungen erhält man um durchschnittlich 2320 Euro pro Quadratmeter, doch auch das ist ein Plus von 8,8 Prozent zum Vorjahr. Wer Wert auf Parkettböden, moderne Sanitäranlagen, Balkon und moderne Haustechnik legt, zahlt in der Innenstadt 5850 Euro pro Quadratmeter. In Favoriten zahlt man für derlei „sehr guten Wohnwert“ 2185 Euro, billiger ist es nur, wenn man bei der Ausstattung Abstriche macht. Sich also etwa mit „einfachem Wohnwert“ zufriedengibt. Dabei hat man immerhin ein WC in der Wohnung, Zentralheizung gibt es aber keine, die Fenster sind einfach verglast, die Gegend „wenig bevorzugt“.

Klingt nicht besonders attraktiv, dafür sind aber solche Wohnungen mit 1277 Euro in Rudolfsheim-Fünfhaus oder 1328 Euro in Hernals relativ günstig. Hätte man jedoch schon vor einem Jahr zugegriffen, wäre man in beiden Bezirken noch um acht Prozent billiger davongekommen.

•Wer ein Reihenhaus in Wien kaufen will, zahlt 2453 Euro pro Quadratmeter und damit um acht Prozent mehr als vor einem Jahr. Bei den Einfamilienhäusern fiel der Preisanstieg mit 3,75 Prozent auf 2391 Euro etwas geringer aus. Für Baugrundstücke zahlt man 550 Euro, das ist ein Plus von 4,7 Prozent. Die teuersten Grundstücke mit 1161 Euro pro Quadratmeter liegen in Döbling.

Die Statistik gibt nur Auskunft über Häuser und Grundstücke in den äußeren Bezirken; in den inneren Bezirken gibt es kaum Einfamilienhäuser. Dort wechseln allenfalls Zinshäuser den Eigentümer. Der Quadratmeterpreis scheint mit 1200 Euro laut dem Zinshausbericht von Otto Immobilien vergleichsweise gering. Die Rendite ist mit teilweise unter drei Prozent dennoch nicht besonders hoch, weil in vielen Zinshäusern Altmieter zu sehr günstigen Konditionen logieren.

•Die Mieten sind zwar nicht so stark gestiegen wie die Preise bei Eigentum, wer auf dem freien Markt eine Wohnung sucht, muss aber ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Im Schnitt erhöhten sich die freien Mieten um 3,76 Prozent auf 9,11 Euro pro Monat und Quadratmeter. Für „sehr guten Nutzungswert“ in der Innenstadt zahlt man mit 22 Euro pro Monat und Quadratmeter etwa doppelt so viel wie in Penzing (11,5 Euro). Hochwertige Böden und Bäderausstattung, große Terrasse und repräsentative Architektur inbegriffen.

Wer in diesem Bereich Abstriche macht und sich mit „mittlerem Nutzungswert“ (das ist die schlechteste Kategorie, zu der es Daten gibt) zufriedengibt, findet in Ottakring Wohnungen um 6,7 Euro netto pro Monat und Quadratmeter. Sonst findet man in keinem Wiener Bezirk Durchschnittsmieten unter sieben Euro für „mittleren Nutzungswert“, jedenfalls nicht, wenn man sich auf dem freien Markt umschaut.

Wohnkosten in Wien

Wohnen in Wienhat sich seit einem Jahr deutlich verteuert: Für Eigentumswohnungen müssen die Wiener um neun Prozent tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr, für Baugrundstückeum 4,7 Prozent. Auch Reihenhäuser verteuerten sich um fast acht Prozent, Einfamilienhäuser um 3,75 Prozent. Schlecht für Anleger: Die Mieten blieben hinter den Eigentumspreisen zurück. Pech für Mieter: Sie erhöhten sich dennoch um 3,76 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2013)

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