Frank Stronach spendet 500.000 Euro an die Opfer – als Privatperson, nicht als Politiker. Zudem fordert er einen Katastrophenfonds. Doch den gibt es ohnehin schon.
Wien. Frank Stronach ist als Privatperson gekommen – mit seinem politischen Engagement hatte sein Auftritt bei der gestrigen Pressekonferenz rein gar nichts zu tun. Das zumindest beteuerte er selbst immer wieder. Der 80-Jährige war aus Kanada angereist, um den zahlreich erschienenen Journalisten mitzuteilen, dass er für die Hochwasseropfer 500.000Euro spenden werde. („Diese Nachricht muss rausgehen an die Bevölkerung“, sagt Stronach.) Damit sei er als gutes Beispiel vorangegangen. Nun erwarte er sich, dass Politiker, Gewerkschafts- und Kammerfunktionäre mit einem Verdienst von mehr als 80.000 Euro jährlich zehn Prozent ihres Nettoeinkommens spenden.
Dem nicht genug: „Durch die Zeitverschiebung schlafe ich nicht so schnell ein und denke viel darüber nach, wie geholfen werden kann“, so Stronach. Das Ergebnis seiner Überlegungen: Es soll ein durch Abgaben der Bürger finanzierter Katastrophenfonds geschaffen werden. Dass es einen solchen in Österreich bereits gibt, dürfte dem Industriellen entgangen sein. In Verlegenheit geriet Stronach ob dieser inhaltlichen Unsicherheit aber nicht. Als er von Journalisten darauf aufmerksam gemacht wurde, entgegnete er spontan: „Da hört man ja nie etwas davon. Da braucht es mehr Transparenz.“ Die Journalisten ließen diese Aussage dahingestellt – immerhin wurde in dieser Woche ausgiebig über eine mögliche Aufstockung des Katastrophenfonds berichtet.
Im Blitzlichtgewitter – es waren sieben Fotografen und vier Kamerateams vor Ort – sprach Stronach weiter über das Hochwasser. Er kritisierte die Regierung nicht nur für ihre Reaktion auf das derzeitige Hochwasser („Da kommen wenige vernünftige Gedanken rüber.“), sondern auch für die Arbeit seit dem Hochwasser im Jahr 2002. („Wir haben aus 2002 nichts gelernt.“) Man hätte bereits in den vergangenen Jahren Flächen umwidmen müssen, damit die Flüsse austreten können, so der Magna-Gründer, der die Pressekonferenz außerdem dazu nutzte, für seine Hochwasserhilfe-Spendenwebsite www.frankshochwasserhilfe.at und seine Spendenhotline (0901/501 555) Werbung zu machen.
„Muss arbeiten und Geld verdienen“
„Okay, ich bin jetzt bereit, Fragen zu beantworten“, ließ Stronach die Journalisten nach seiner Präsentation wissen. Ganz so bereit, Rede und Antwort zu stehen, war er dann doch nicht. Fragen zu Themen abseits des Hochwassers – warum er etwa das ATV-Duell zwischen ihm und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache abgesagt habe – beantwortete er nicht. Das wiederum ließen sich einige Journalisten nicht gefallen und verließen verärgert die Pressekonferenz.
Das Spektakel habe jedenfalls nichts mit dem Wahlkampf zu tun, wurde Stronach nicht müde zu betonen. Er habe weltweit schon viele hundert Millionen Euro gespendet, und auch diesmal habe er das als Privatperson gemacht. Anders als Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) wolle er nicht in die Hochwassergebiete fahren. „Ich sehe Bilder, und ich fühle. Außerdem muss ich arbeiten und Geld verdienen“, so Stronach. Und: „Ich brauche auch kein Bild mit Schaufel.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2013)