"Gut ist ein Foto, wenn es einfach ›flash‹ macht"

(c) APA (COURTESY GALERIE JOHANNES FABER)
  • Drucken

Mit den Lieblingsfotos von Fotografie-Experten durch die Kunstgeschichte: Welches Bild hat Peter Coeln zum führenden Leica-Händler gemacht? Wofür schwärmen Wiener Fotopioniere?

Peter Coeln, Sie haben als Werbefotograf begonnen und sind heute Aushängeschild für Fotografie in Wien. Sie sind weltweit der führende Leica-Händler, betreiben in Wien mit West- und Ostlicht Galerien für klassische und zeitgenössische Fotokunst, veranstalten Auktionen, haben im Herbst neben dem Leica-Shop noch einen Leica-Store in der Innenstadt eröffnet – wie fühlt man sich so als Fotokonzern-Chef?

Peter Coeln: Das wollte ich immer schon sein. (Lacht). Nein. Es reicht. Ich lehne schon Dinge ab, etwa bei einem Leica-Store in Los Angeles Partner zu sein, der in zwei Wochen eröffnet und nach unserem Westlicht-Modell Hard- und Software miteinander verbindet, also Kameras und Fotos parallel anbietet.

Sie scheinen ziemlich gut zu sein im Marketing: Auf die Frage nach Ihrem Lieblingsbild haben Sie uns auch tatsächlich das Coverbild Ihrer am Montag eröffnenden Ausstellung im Westlicht geschickt – was für ein Zufall!

Das ist es tatsächlich. Es ist das erste Mal, dass ich wirklich sagen kann, ich bin stolz auf eine Ausstellung. Ich habe alles daran gesetzt, einmal Alexander Rodtschenko zu zeigen. Und es war genau dieses Bild, „Mädchen mit Leica“ von 1934, das ich vor mehr als 20Jahren bei einer Christie's Auktion gesehen habe, lange bevor ich begonnen habe, mit Kameras zu handeln. Es ist also tatsächlich mein „Schlüsselbild“. Ich war damals Werbefotograf und habe hier begriffen, dass man auch in der Fotografie einen künstlerischen Anspruch erheben kann. Gleich darauf habe ich meine erste Leica gekauft, die erste, wie Rodtschenko sie auch benutzte.

Was macht „Mädchen mit Leica“ zu so einem starken, „guten“ Foto?

Die Stärke eines Fotos ist es, wenn man hängen bleibt. Wenn es einfach „flash“ macht, wow.

Sehr objektiv ist das aber nicht.

Das ist ein sehr objektives Kriterium! Man braucht nur die Menschen beobachten, wenn sie durch Ausstellungen gehen. Sie bleiben meist bei denselben Bildern hängen und meist sind es die guten. Auch das „Mädchen mit Leica“ hat mich sofort fasziniert. Ich wollte es ersteigern, bin aber bei 5000Pfund ausgestiegen. Ein paar Jahre später hat es schon 180.000Pfund gekostet. Seitdem verfolgt es mich. Jetzt endlich hängt es in meiner Galerie, als Leihgabe.


Rückblickend war es wohl kein Zufall, dass gerade eine Leica auf Ihrem „Schlüsselbild“ auftaucht. Sie haben in Ihrer Auktion voriges Jahr zum fünften Mal Ihren eigenen Weltrekord für eine Kamera gebrochen – 2,16Millionen Euro wurden für eine rund 90Jahre alte Kamera aus der Leica-0-Serie gezahlt. Woher dieser Boom historischer Kameras, der vor allem auch im Osten, in Russland, Arabien und Asien grassiert? Dort gelten seltene Leicas als Statussymbole.

Erstens haben Männer nicht so viele Accessoire-Möglichkeiten wie Damen. Dann ist Leica kein Massenprodukt, sondern handgefertigt. In China und Japan spielt auch mit, dass es ein deutsches Produkt ist, das zählt dort viel. Außerdem steht Leica für einen bestimmten Lifestyle. Hollywood-Stars rennen mittlerweile mit ihnen herum, es ist einfach mehr als eine Kamera, sie hat einen anderen Mythos.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Allgemein

Johannes Faber: Eine Ikone der Moderne

Für den Wiener Fotografiepionier ist Rudolf Koppitz' "Bewegungsstudie" ein Meilenstein.
Allgemein

Regina Anzenberger: "Eine wahnsinnig spannende Zeit"

Die Fotogaleristin in der Ankerbrotfabrik tut sich schwer, einen Liebling zu nennen. Und nimmt den nächsten im Programm.
Allgemein

Christine Frisinghelli: "Ein Raum des Denkens und der Poesie"

Sie prägte jahrzehntelang Magazin und Programm von "Camera Austria" und empfiehlt Peter Dressler, "Ich war dabei", 1976.
Allgemein

Monika Faber: Herrenrunde

Die Leiterin des "Photoinstituts Bonartes" wählte einen unerwarteten Konventionsbruch.
Zukunft Fotografie
Innovationen

Die Zukunft der Fotografie

Neue Technologien wie Lichtfelder und Methoden der "computational photography" werden das Aufnehmen von Bildern revolutionieren.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.