Wenn der Kanzler zum Bergfex wird

(c) Hans Klaus Techt
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Die Macht der Bilder von Politikern wird »nicht dem Zufall überlassen«: Verweigertes Planking und verpönte Raucheraufnahmen, aber auch "Hof-Fotografen" und ein wahrer Wettlauf um die Dokumentation internationaler Termine.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das gilt auch für Politikerfotos – gerade in einer immer schnelllebigeren Medienwelt. Die Sorge, dass (Österreichs) Politiker unvorteilhaft abgelichtet werden könnten, ist für deren Pressebetreuer eine ständige Herausforderung. Was freilich, wie die Vergangenheit gezeigt hat (siehe Ex-Kanzler Viktor Klimas Hochwassereinsatz, Bericht unten), nicht einmal dann immer funktioniert, wenn Kanzlerberater eigentlich auf ein positives Echo hoffen.

In einem sind sich die Presseleute, egal, ob es sich um Bundeskanzler, Minister oder Oppositionspolitiker handelt, einig: Was als „unseriös“, „unstatthaft“ oder gar „peinlich“ empfunden wird oder werden könnte, ist tunlichst zu vermeiden. Das gilt, wenn Politiker am Rande eines offiziellen Termins ein Bier trinken, ebenso wie speziell für Bilder aus dem Privatleben.

So hat BZÖ-Obmann Josef Bucher etwa Planking in Armin-Wolf-Manier, ein Auf-den-Bauch-Legen auf einem Tisch, abgelehnt. Fotos mit Zigaretten rauchenden Politikern sind anders als vor Jahrzehnten ein No-go. Das hat, seit Rauchen als verpönt gilt, keine privaten Gründe wie vor 15 Jahren bei Viktor Klima. Dieser wollte vermeiden, dass seine damalige Lebensgefährtin durch Pressefotos davon erfährt, dass er bei Verhandlungen noch qualmt.

Im Büro von Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger steht man dazu, dass streng darauf geachtet wird, in welcher Situation der „Chef“ fotografiert werden darf: „Wir überlassen da nichts dem Zufall.“ Es ist gar nicht so einfach, dass geschossene Fotos, bei denen etwa die Privatsphäre nicht respektiert wird, nicht öffentlich werden. Grünen-Chefin Eva Glawischnig kann ein Lied davon singen, da ihr erklärter Wunsch, ihre Kinder nicht zu zeigen, missachtet wurde.


„Authentische“ Politiker. Freilich tauchen auch durchaus gewollte Privatbilder, beispielsweise von Bundeskanzler Werner Faymann bei einer Gipfeltour auf dem Dachstein, in den Medien auf. Im Kanzleramt wird das keineswegs als nicht ungewöhnlich angesehen, da Faymann öfter in den Bergen unterwegs sei: „Das Wichtigste ist Authentizität.“

Für den Kanzler und den Vizekanzler sind eigene Fotografen im Einsatz. Dragan Tatic sorgt dafür, dass speziell die vielen internationalen Treffen des Außenministers bildlich festgehalten werden. Im Kanzleramt fällt die Aufgabe der „Schnappschüsse“ von Faymann-Auftritten Andreas Wenzel zu, der von der Heeresfilmstelle zum Bundespressedienst gekommen ist.

Für österreichische Spitzenpolitiker ist allein die Dokumentation eines Treffens mit politischen Schwergewichten wie US-Präsident Barack Obama oder Deutschlands Angela Merkel gerade für den Wahlkampf von Bedeutung. Das führt dann etwa zu der skurrilen Situation, dass hinter den Kulissen einer UN-Generalversammlung ein regelrechter rot-weiß-roter Wettlauf um (Foto-)Termine entbrennt.


Zum Anschauen auf Facebook. Für die Pressedienste der Parteien reicht im Regelfall, dass Hausfotografen das Geschehen festhalten. Um Bilder auf Facebook zu stellen, wird, wie bei der Österreich-Tour „Eva deckt auf“ von Grünen-Chefin Glawischnig, auf Handyaufnahmen zurückgegriffen. Hauptsache, es gibt etwas anzuschauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2013)

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