Deutschland: Elbe-Hochwasser rollt nach Norden

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Nach einem Deichbruch in Sachsen-Anhalt sind wichtige Bahnstrecken blockiert. An der Elbe stellt man sich auf weitere Rekord-Pegelstände ein.

Nach einem Deichbruch im ostdeutschen Bundesland Sachsen-Anhalt hat sich die Lage in den nördlich gelegenen Hochwassergebieten erneut verschärft. Der Deich ist zunächst auf einer Länge von zehn Metern eingerissen, durch die Kraft der Wassermassen hat sich der Durchbruch dann auf 50 Meter erweitert. Der nur 800 Meter entfernte Ort Fischbeck wurde völlig überflutet. Die 400 bis 500 Einwohner des Ortes wurden aufgefordert, sofort ihre Häuser zu verlassen.

Durch die Sperrung einer Elbbrücke der Bahn kommt es im ICE-Verkehr zu Ausfällen und stundenlangen Verspätungen. Betroffen sind etwa die Bahnverbindungen von Frankfurt am Main nach Berlin und von Hannover nach Berlin. Die Züge fallen aus oder werden umgeleitet. Die Bahn berichtet von stundenlangen Verspätungen und rät Reisenden, diese Verbindungen möglichst zu meiden. Hunderte Menschen mussten wegen des Deichbruchs ihre Häuser verlassen.

Eine Straße bei Fischbeck
Eine Straße bei Fischbeck EPA

Flutwelle zieht nach Brandenburg weiter

Die Flutwelle der Elbe bewegt sich unterdessen weiter Richtung Norden. Die Pegel im Bundesland Brandenburg steigen unaufhörlich. In Wittenberg erreichte der Fluss bereits Sonntagnachmittag einen historischen Höchststand von 7,85 Metern. Bis Dienstag sollen es 8,20 Meter werden. Selbst bei der "Jahrhundertflut" 2002 hatte das Wasser die Marke von 7,34 Meter nicht überschritten. Als normal gelten Pegel um die zwei Meter.

Die vom Hochwasser der Elbe bedrohte Altstadt von Lauenburg in Schleswig-Holstein wurde evakuiert. Am Montagvormittag war das Wasser nach Angaben des Krisenstabs bereits auf 9,18 Meter gestiegen. Am Donnerstag soll der Pegel in Hohnstorf auf der anderen Seite der Elbe bei 10,15 Meter stehen. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf waren 9,88 Meter - im Jahr 1855. Der Mittelwert des Pegels lag in den vergangenen zehn Jahren bei rund fünf Metern.

Magdeburg: Aufatmen, keine Entspannung

Ein leichtes Aufatmen gab es unterdessen in Magdeburg: Der Elbepegel sank seit Sonntag deutlich. Am frühen Vormittag stand der Pegel bei 7,14 Metern, nachdem er am Sonntag auf die historische Höchstmarke von 7,46 gestiegen war. "Es gibt ein leichtes Aufatmen, aber noch keine Entspannung", hieß es seitens der Stadtverwaltung.

Die Deiche und Sandsackwälle sind weiterhin einer hohen Belastung ausgesetzt. Bürgermeister Lutz Trümper betonte, Magdeburg bleibe auch in den kommenden Tagen "eine Stadt im Ausnahmezustand". Die ursprünglichen Hochwasserprognosen für Magdeburg waren deutlich übertroffen worden. Der Pegel vom Wochenende lag mehr als 70 Zentimeter über dem des Jahrhunderthochwassers von 2002. Wegen drohender Überflutungsgefahr waren insgesamt mehr als 23.000 Menschen in Magdeburg zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden.

Häftlinge nähen Sandsäcke

Im Kampf gegen die Flut haben in Sachsen-Anhalt sogar Gefängnisinsassen eine Sonderschicht eingelegt. 43 Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Burg nähten am Sonntag bis in die Abendstunden insgesamt 5100 Sandsäcke, wie das Justizministerium des Bundeslandes am Montag in Magdeburg mitteilte. Vorausgegangen war eine Anfrage des Krisenstabes im Landkreis Jerichower Land, die in der Schneiderei der Haftanstalt umgehend erfüllt wurde.

Derzeit würden andere Aufträge der Schneiderei zurückgestellt, um weitere Sandsäcke zu produzieren. Die Strafgefangenen und die Bediensteten seien mit großem Engagement bei der Sache. "Wir machen weiter, solange wir noch Stoff haben", hieß es.

(APA/dpa)

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