Die US-Energiebehörde hat erstmals das weltweite Vorkommen von Schieferöl berechnet. An dem Schieferöl-Boom gibt es aber erhebliche Zweifel.
Die weltweiten Vorkommen von Schieferöl sind so umfangreich, dass sie mehr als ein Jahrzehnt am globalen Ölkonsum abdecken würden. Das hat eine Schätzung der US-Energiebehörde ergeben, die erstmals das weltweite Vorkommen von Schieferöl berechnet hat. Das US Department of Energy schätzt laut "CNBC" die weltweit förderbare Menge auf 345 Milliarden Barrel (159 Liter) Öl in insgesamt 42 Ländern. Bislang hatte die Behörde nur Schätzungen für die US-Vorkommen abgegeben - die nun von 32 auf 58 Milliarden Barrel angehoben wurden.
Der Studie zufolge verfügt Russland mit 75 Milliarden Barrel über die größten Schieferöl-Reserven. Nach den USA folgen China mit 32 Milliarden Barrel, Argentinien mit 27 Milliarden Barrel und Libyen mit 26 Milliarden Barrel. Schiefergas wiederum habe die weltweit förderbaren Gasvorkommen um 47 Prozent gesteigert. Berechnet wurden der Behörde zufolge aber nur die Vorkommen und nicht ob diese Förderung auch profitabel wäre. Sie warnt daher auch, dass die Schätzungen "höchst unsicher" seien.
Zweifel an Schieferöl-Boom
Dazu passt eine Studie der Investmentgesellschaft Investec, die zu dem Ergebnis kommt, dass von einer Unabhängigkeit der USA von Ölimporten keine Rede sein kann. Investec-Experte Charles Whall meint, dass sich die Prognosen auf zwei überzogene Annahmen stützen. Zum einen müsste die US-Ölproduktion um fünf Millionen Fass Öl (159 Liter) pro Tag steigen, berichtete das "Handelsblatt" vor wenigen Tagen. Whall hält aber nur einen Zuwachs von zwei Millionen Barrel am Tag für realistisch.
Zudem müssten die USA von Benzin und Diesel auf Gas umsteigen, um zum Selbstversorger werden zu können. "So eine Transformation wäre langwierig und müsste auch von der Politik eingeleitet und gelenkt werden - und das sehen wir derzeit nicht", so Whall.
Lagerstätten erschöpfen sich schnell
In den USA hat die Schiefergas-Industrie kürzlich einen ersten Dämpfer erhalten. Eine Lagerstätte in Ohio lieferte enttäuschende Zahlen, wie "DiePresse.com" berichtete.
Nach Ansicht des Ölanalysten Johannes Benigni erschöpfen sich die Lagerstätten generell viel schneller als ursprünglich angenommen. "Schon nach fünf Monaten fördert man nur noch die Hälfte der Produktion des ersten Tages. Nach zwei Jahren ist man unter einem Fünftel", sagte er im Gespräch mit der "Presse".
Stichwort: Fracking
Um eingeschlossenes Gas oder Öl freizusetzen, werden beim sogenannten Fracking Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in das Schiefergestein gepresst. Vor allem in Europa ist die Methode äußerst umstritten. Die Umweltfolgen sind noch kaum erforscht, Kritiker fürchten vor allem um das Trinkwasser.
(phu)