Sicherheit: Afghanen übernehmen jetzt das ganze Land

Sicherheit Afghanen uebernehmen jetzt
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Statt der Nato sind ab sofort einheimische Kräfte für die Sicherheit in Afghanistan verantwortlich. Parallel dazu kündigte Präsident Karzai Verhandlungen mit den Taliban im Golfemirat Katar an.

Am Dienstag hat ein Selbstmordanschlag die afghanische Hauptstadt Kabul erschüttert. Der Terrorist riss drei Zivilisten mit in den Tod, es gibt Dutzende Verletzte. Sein Ziel, der bekannte Abgeordnete Mohammed Mohakik, blieb unverletzt. Doch der Anschlag zeigt, wie labil die Sicherheitslage am Hindukusch noch immer ist. Dessen ungeachtet verkündete der afghanische Präsident Hamid Karzai nur Stunden nach der Explosion in Kabul offiziell die Übernahme der Sicherheitsverantwortung im ganzen Land durch die einheimischen Kräfte.

"Unsere Sicherheits- und Verteidigungskräfte übernehmen nun die Führung", sagte Karzai in der Hauptstadt Kabul. Der erwartete Schritt gilt als Meilenstein im Prozess des geplanten Abzugs der Nato-Streitkräfte aus Afghanistan bis Ende 2014.

Am Dienstag wurden die verbleibenden 95 Bezirke unter Verantwortung der Nato-Streitkräfte an afghanische Kräfte übergeben. Sie befinden sich in den unruhigen südlichen und östlichen Landesteilen, wo die aufständischen Taliban besonders stark sind. Fortan sollen die rund 100.000 Nato-Soldaten im Land nur noch eine unterstützende Rolle haben. Es bleiben jedoch Zweifel, ob die 350.000 afghanischen Sicherheitskräfte der Lage vollauf gewachsen sind.

Friedensgespräche mit den Islamisten

Parallel zur Übernahme der Sicherheits-Verantwortung kündigte Karzai noch etwas weiteres an: baldige Friedensverhandlungen mit den radikal-islamischen Taliban. Angehörige des "Hohen Friedensrates" würden schon bald in das Golfemirat Katar reisen, um dort mit Abgesandten der Taliban zu sprechen.

Katar deshalb, weil die Islamisten dort laut dem Sender al-Jazeera am Dienstag ein Verbindungsbüro eröffnen wollten, was seit mehr als einem Jahr geplant ist. Ob es tatsächlich zu Verhandlungen kommt, ist allerdings völlig offen, denn alle bisherigen Versuche Karzais, mit den Taliban ins Gespräch zu kommen, wurden von diesen zurückgewiesen. Sie sahen Afghanistans Präsidenten lediglich als Handlanger der USA und ihrer Truppen. Nun, da die Regierung Karzai im Sicherheitsbereich die Verantwortung übernommen hat, könnte sich auch an der Verhandlungsbereitschaft der Taliban etwas ändern.

(Red./APA/AFP)

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