Familie ist kein Auslaufmodell

Die Beihilfen für Kinder sollen um vier bis zehn Prozent erhöht werden.

Keimzelle der Gesellschaft: Wahrscheinlich wird diese unschwer zu memorierende Wortkombination im politischen Grundkurs der Parteiakademien als Familiendefinition eingetrichtert. Gern wird die Wendung verwendet, um die Bedeutung der Familie hervorzuheben. Das kann nicht oft genug geschehen. Denn tatsächlich wird Familie in der massenmedialen Darstellung als Auslaufmodell gesehen. Als antiquiert, hoffnungslos fad. Wenn manche nur wüssten...

Gar nicht so selten lenken Politiker mit ihrem verbalen Bekenntnis zur Familie davon ab oder versuchen darüber hinwegzutrösten, dass es mit Ausnahme schöner Worte eben oft nichts zu verteilen gibt. Ist ja auch verständlich. Sparzwänge, Budgetnöte – wir wissen es. Jetzt, knapp vor der Wahl, erfolgt die Ankündigung einer Erhöhung der Familienbeihilfe um vier bis sechs Prozent. Seit 2000 (!) wurde die Beihilfe nicht mehr an die Inflation angepasst. Über 30 Prozent macht die Teuerungsrate im entsprechenden Zeitraum aus. Tja, die Familien haben Pech gehabt. Andere Gruppierungen schreien lauter, drohen mit Streik oder ziehen sie durch. Ohne Rücksichtnahmen.

Ja, es ist kein Zeichen von Stärke, die Erhöhung der Familienbeihilfe nur anzukündigen. Ja, es ist lächerlich zu behaupten, bis zur Wahl gehe sich leider kein Beschluss mehr aus. Ja, es ist ein Wahlgeschenk ohne Deckung. Aber die Regierungsparteien senden auch eine wichtige, nicht mehr selbstverständliche Botschaft aus. Familie ist kein Auslaufmodell.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2013)

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