Karzai brüskiert USA

Karzai brueskiert
Karzai brueskiert(c) REUTERS (OMAR SOBHANI)
  • Drucken

Weil die USA ab heute mit den Taliban verhandeln, bricht Kabul Gespräche mit Washington ab. Alle bisherigen Avancen Karzais haben die Extremisten aber zurückgewiesen.

Kabul/Ag. Afghanistans Präsident Hamid Karzai fühlt sich offenbar hintergangen: Einen Tag, nachdem die USA und die Taliban wechselseitig ankündigten, miteinander Gespräche führen zu wollen, suspendierte Karzai die Verhandlungen mit den USA über eine weitere Präsenz amerikanischer Soldaten nach dem Abzug der Kampftruppen 2014.

Und die Neuigkeiten vom Mittwoch waren auch nicht dazu angetan, Karzais Laune zu heben: Die Taliban bestätigten nämlich, dass die Gespräche mit den USA bereits heute, Donnerstag, in Katars Hauptstadt Doha beginnen sollen, wo die Taliban erst diese Woche ihr offizielles Verbindungsbüro eröffneten. Vertreter der afghanischen Regierung würden bei den Gesprächen nicht anwesend sein, betonte Taliban-Sprecher Mohammed Naeem.

Die afghanische Regierung hat ihrerseits am Dienstag einen erneuten Vorstoß gemacht, um mit den Taliban ins Gespräch zu kommen. Alle bisherigen Avancen Karzais haben die Extremisten aber zurückgewiesen. Afghanistans Präsident fordert einen rein afghanischen Friedensprozess, also ohne Beteiligung der USA.

Die Gewalt im Land ging derweil unvermindert weiter: Ein Taliban-Kämpfer, der die Polizei unterwandert hatte, erschoss in der Provinz Helmand fünf Polizisten. Immer wieder gelingt es den Islamisten, die Sicherheitskräfte zu infiltrieren und Anschläge „von innen“ durchzuführen.

Auch Angriffe gegen die internationalen Truppen dürfte es weiter geben, wie ein Taliban-Vertreter in Doha gegenüber dem dort ansässigen Sender al-Jazeera betonte: „Es gibt jetzt keinen Waffenstillstand. Sie greifen uns an und wir greifen sie an. Die Angriffe werden parallel zu den Friedensgesprächen weitergehen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2013)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.