Westerwelle: Gerade jetzt mit Türkei verhandeln

TURKEY GERMANY POLITICS ISTANBUL
TURKEY GERMANY POLITICS ISTANBULEPA
  • Drucken

Angesichts der Niederschlagung der Proteste in Istanbul und anderen Städten sei es umso dringender, die Beitrittsgespräche auf das Thema Grund- und Freiheitsreche auszudehnen, meint Deutschlands Außenminister.

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle erteilt Forderungen, den EU-Beitrittsprozess der Türkei wegen der aktuellen Niederschlagung der Proteste in mehreren türkischen Städten sofort zu stoppen, eine Absage. Gerade jetzt seien Gespräche umso wichtiger, sagte der FDP-Politiker den "Nürnberger Nachrichten": „Ich bedauere, dass die türkische Regierung auf die Demonstrationen nicht mit Dialog und Deeskalation reagiert hat, sondern mit einer Verschärfung in Worten und Taten", sagte er, und weiter:  „Es ist deshalb umso dringlicher, dass wir in den Verhandlungen mit der Türkei möglichst bald in einen intensiven Dialog über Fragen der Grundrechte, der Rechtsstaatlichkeit und der Freiheitsrechte eintreten."

Westerwelle kritisierte, dass die dafür vorgesehenen Beitrittskapitel 23 und 24 durch einige EU-Länder - es handelt sich um Zypern und Griechenland - blockiert worden seien: „Ich denke, es ist gerade jetzt wichtig, über genau diese Fragen - von der Pressefreiheit bis zur Versammlungsfreiheit - mit der Türkei Verhandlungen aufzunehmen."

Spindelegger für Öffnung von Justiz-Kapitel

In diese Richtung hatte sich vergangene Woche auch Österreichs Außenminister Michael Spindelegger gegenüber der "Presse" geäußert: Er sprach sich dafür aus, das heikle Kapitel 23 "Justiz und Grundrechte" so bald wie möglich zu eröffnen: "Dadurch wäre es möglich, den Finger auf die Wunde zu legen und die Problematik formell auf den Tisch der Verhandlung zu legen", sagte Spindelegger.

(APA/DPA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

EU Verhandlungen Tuerkei
Europa

EU-Verhandlungen mit Türkei liegen bis Herbst auf Eis

Außenminister Spindelegger spricht von einem Bewährungszeitraum für die Türkei, bevor die Beitrittsgespräche fortgesetzt werden können. Ankara warnt im Gegenzug vor „anderen Optionen“.
Spindelegger EUBeitrittsrunde Tuerkei abgeblasen
Europa

Spindelegger: EU-Beitrittsrunde mit Türkei abgeblasen

Berlin, Den Haag und Wien wollen Gespräche bis Herbst de facto blockieren. Erdogan müsse beweisen, dass er es mit Grundrechten "ernst meint".
The shadow of protesters is casted on a Turkish national flag during a rally in support of Turkish Prime Minister Erdogan in Tirana
Europa

Türkei verspielt Chance auf eine EU-Mitgliedschaft

Über 50 Jahre dauert der Annäherungsprozess der Türkei an den europäischen Kontinent. Ein EU-Beitritt rückt in weite Ferne.
Turkey Prime Minister Tayyip Erdogan speaks during a conference in Ankara
Außenpolitik

Heiliger Zorn und kalte Berechnung

Die Politik von Premierminister Erdoğan gibt den Türken Rätsel auf. Er setzt auf eine Doppelstrategie: Er treibt einen Spalt in die Gesellschaft, lässt sich jedoch eine Hintertür zu Demonstranten offen.
EUBeitrittsrunde geplatzt Tuerkei droht
Europa

EU-Beitrittsrunde geplatzt: Türkei droht

Die türkische Regierung erwägt die Abberufung des EU-Botschafters und wettert gegen Merkel. Berlin und Ankara zitieren zudem die Botschafter des jeweils anderen Landes in ihre Außenministerien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.