Was für ein Mafioso! Der Star der "Sopranos" ist tot

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fuer Mafioso Star Sopranos(c) REUTERS (HANDOUT)
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James Gandolfini starb mit 51 Jahren in Rom. Dass die US-TV-Serie "Sopranos" Kult wurde, war auch sein Verdienst.

. Erst sieht man nur den behaarten Unterarm am Lenkrad: Ein Mann fährt nach Hause in die Vorstadt, fährt seinen SUV zügig durch die Straßen von New Jersey. Wieder einmal hat er getan, was ein Mann tun muss. Bald wird er die Familie in die Arme schließen. So beginnt die TV-Serie „Sopranos“.

Das Problem ist: Der Mann, der tut, was getan werden muss, ist ein Mafioso. Das Problem ist weiter: Zu Hause erwartet ihn keine liebevolle Umarmung. Und auch sonst ist nichts heil in dieser hübschen Vorstadt. Weshalb der Verbrecher einen Psychiater braucht.

James Gandolfini, 1961 als Sohn eines Maurers geboren, lieh dem Mafiaboss Tony Soprano sechs Staffeln lang sein Gesicht und seine Massigkeit. Es heißt, er habe mit dieser Rolle nicht gerechnet, er war schon 37, hatte in „True Romance“ und „Get Shorty“ gespielt, aber vergeblich auf den großen Durchbruch gewartet. Er war sicher, jemand wie George Clooney werde das Rennen machen. Doch „Sopranos“-Erfinder David Chase entschied sich für den unbekannten Gandolfini, einen Mann mit schütterem Haar und Doppelkinn.

Man kann wohl sagen, dass es auch Gandolfinis Verdienst ist, wenn die „Sopranos“ so oft zur besten Serie aller Zeiten gekürt werden – zuletzt von der Writers Guild of America. Die „Sopranos“ waren ein Abgesang auf die patriarchal strukturierte Familie – einerlei, ob wir damit die Kleinfamilie meinen oder den verbrecherischen Clan: Das Leben ist schwieriger geworden, selbst Tony schafft es bei aller Knochenbrecherei nur zu einem netten Häuschen und einem SUV. Die Autorität der Patriarchen schwindet – sei es zu Hause oder in der Arbeit. Was früher gut und recht war, ist nicht mehr recht und auch nicht mehr gut genug: Tony Soprano erleidet Panikattacken.

Brutal und tapsig

Immer wieder wird versucht, das Leiden des Mannes in modernen Zeiten zu beleuchten, meist wird es eine weinerliche Angelegenheit. Gandolfini aber zeigte Brutalität wie Sensibilität, sympathische Tapsigkeit wie unsympathische Großmannssucht. Und so wie er diesen Mafioso spielte, demonstrierte er nebenbei, dass auch früher nicht alles besser war, dass auch in patriarchalen Strukturen so ein Ego schwer gefährdet war: wunderbar die Szenen des Tony mit seiner manipulativen Mutter.

Die letzte Staffel der „Sopranos“ wurde 2007 ausgestrahlt, es folgten Filmrollen – etwa in „Zero Dark Thirty“. Zuletzt drehte Gandolfini „Animal Rescue“ mit Regisseur Michael R. Roskam. Bis zuletzt hofften Fans auf eine Fortsetzung der „Sopranos“, so wie es einer anderen Kultserie, „Arrested Development“, vergönnt war. Am Mittwoch starb James Gandolfini in Rom auf dem Weg zu einem Filmfestival an einem Herzinfarkt. Er wurde 51 Jahren alt. best [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2013)

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