Obama und Karzai "unterstützen" Gespräche mit Taliban

Die Taliban-Büros in Quatar waren nicht nach dem Geschmack des afghanischen Präsidenten. Flagge und Landesbezeichnung gaben dem Gebäude den Anstrich eines Amtssitzes einer Exil-Regierung.
Die Taliban-Büros in Quatar waren nicht nach dem Geschmack des afghanischen Präsidenten. Flagge und Landesbezeichnung gaben dem Gebäude den Anstrich eines Amtssitzes einer Exil-Regierung.(c) EPA
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Das Verbindungsbüro der Taliban im Golfemirat Katar sorgte für Verstimmung. Nun erklärten sich die USA und Afghanistan aber doch bereit, den Ableger zu Verhandlungszwecken zu nutzen.

US-Präsident Barack Obama und der afghanische Staatschef Hamid Karzai unterstützen Gespräche mit den islamistischen Taliban in deren Verbindungsbüro im Golfemirat Katar. Das gab das WeißeHaus am Dienstag (Ortszeit) in einer Erklärung bekannt. Demnach erklärten Karzai und Obama in einem Telefonat ihre "Unterstützung für das Büro in Doha zum Zwecke von Verhandlungen zwischen Afghanistans Hohem Friedensrat und autorisierten Vertretern der Taliban".

Die Taliban hatten das Verbindungsbüro zur Vorbereitung von Friedensgespräche am Dienstag vergangener Woche eröffnet. Für Verstimmung sorgte die Art und Weise der Eröffnung: Denn die islamistische Rebellenbewegung verwendet für das Büro die Bezeichnung "Islamisches Emirat Afghanistan", den offiziellen Namen des Staats während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001. Außerdem hisste man die damalige Flagge. Tatsachen, die Karzai erbost hatten. Geplante Gespräche der US-Regierung mit den Taliban wurden wieder abgesagt.

Sondergesandter glättet die Wogen

Am Montag hatte sich der US-Sondergesandte James Dobbins im Gespräch mit Karzai in Kabul um Beruhigung im Streit um die Eröffnung des Taliban-Büros in Katar bemüht. Nach seinen Angaben protestierte Washington bei der Regierung in Katar und erreichte, dass die umstrittenen Hoheitszeichen, die dem Büro den Anschein der Vertretung einer Exil-Regierung gaben, wieder entfernt wurden.

Karzais Büro erklärte nach dem Gespräch, der Präsident habe erneut auf einen Friedensprozess unter Führung der Afghanen gedrängt. Aus Protest über geplante Gespräche zwischen US-Vertretern und den Rebellen unter Ausschluss von Karzais Vertretern hatte der afghanische Präsident den Boykott aller Gespräche angekündigt und Verhandlungen über ein Sicherheitsabkommen mit den USA abgebrochen.

(APA/AFP)

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