Raiffeisen verlinkt zu gelöschtem kritischen News.at-Artikel

Raiffeisen stellt geloeschten NewsatArtikel
Raiffeisen stellt geloeschten NewsatArtikel(c) REUTERS (BOGDAN CRISTEL)
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Raiffeisen steht im Verdacht, die Löschung des kritischen Artikels angeordnet zu haben. Nun geht das Unternehmen in die Offensive.

Raiffeisen zieht nach der Debatte um die Löschung eines Raiffeisen-kritischen Artikels auf News.at, das zu einem Teil der Firmengruppe gehört, in die kommunikationstechnische Notbremse: Das Unternehmen hat einen Link zum gelöschten Artikel über das "Schwarzbuch Raiffeisen" auf der Website der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien sowie eine beschwichtigende Stellungnahme online gestellt

"Mit Interesse haben wir die Diskussion um ein Interview mit den Buchautoren Lutz Holzinger und Clemens Staudinger auf News.at verfolgt", heißt es in dem Statement. "Es gehört zur Qualität einer Demokratie, dass öffentlich auch kontrovers diskutiert werden kann. Deshalb bieten wir eine Woche lang ganz bewusst den Link zu dem Artikel an."

Nach Intervention entfernt?

Der kritische Artikel über Miteigentümer Raiffeisen war am Montag nach wenigen Stunden auf News.at wieder vom Netz genommen worden. Er sei nach Intervention der Leitung des News-Verlags entfernt worden, behauptet der Medienblog kobuk.at unter Berufung eines "Verlagsinsiders", der ungenannt bleiben wolle. "News beugt sich dem Machtfaktor Raiffeisen", schlussfolgerte der Blog.

News-Geschäftsführer Axel Bogocz erklärte hingegen, dass der Artikel nicht den "journalistischen Standards" des Verlags entsprochen habe und von der Chefredaktion auch nicht freigegeben war.

In sozialen Netzwerken wie Twitter wurden die Vorgänge heftig diskutiert und kritisiert, beim Internet-Buchhändler Amazon stiegen die Verkaufszahlen des "Schwarzbuch Raiffeisen" und das Werk landete unter den "Aufsteigern des Tages".

Streisand-Effekt: Ungewollte Aufmerksamkeit

Medienexperten sprachen vom sogenannten Streisand-Effekt. Damit wird das Phänomen bezeichnet, dass der Versuch, unliebsame Informationen zu unterdrücken, erst recht öffentliche Aufmerksamkeit nach sich zieht und dadurch das Gegenteil erreicht wird: die Information wird einem noch größeren Personenkreis bekannt.

Seinen Namen verdankt das Phänomen Barbra Streisand, die 2003 einen Fotografen und die Website Pictopia.com auf 50 Millionen US-Dollar verklagte, weil eine Luftaufnahme ihres Hauses zwischen 12.000 anderen Fotos von der Küste Kaliforniens auf der Website Pictopia.com zu sehen war.

"Raiffeisen kann so leicht nichts erschüttern"

"Raiffeisen kann so leicht nichts erschüttern. Auch nicht die Thesen und Aussagen der Autoren, die teilweise nicht fundiert oder gänzlich falsch sind", hieß es auf der Internet-Seite des Unternehmens. 

(APA)

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"News beugt sich dem Machtfaktor Raiffeisen", meint der Medienblog kobuk.at. "News"-Geschäftsführer Bogocz widerspricht: Der Artikel habe "unseren journalistischen Standards nicht genügt".

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