"Im Vergleich zu früher ist eigentlich alles anders"

Immobilienwirtschaft. Von handfesten Realitäten bis zur „Assetklasse Real Estate“. Mit drei Fachleuten blicken wir zurück – und nach vorn.

Den einen ist der Beruf in die Wiege gelegt, die anderen landen aus Zufall dort: Margret Funk, Alfons Metzger und Max Huber sind seit Jahren in der Branche tätig, haben ganz unterschiedliche Geschichten zu erzählen – und doch eint sie vieles. Zum Beispiel, dass sie sich in ihren beruflichen Anfängen vor allem mittels Learning by Doing weiterbildeten und -qualifizierten – weil es gar nicht anders möglich war. Und gemeinsam ist ihnen auch, dass sie in den vergangenen Jahren grundlegende Veränderungen in der Immobilienbranche miterlebt und mitgestaltet haben. Vor allem mit Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre wurde vieles anders: Die Öffnung des Ostens, dann EU und Euro, aber auch der Durchmarsch der Digitalisierung sorgten für einen radikalen Wandel. So wurde die Ausbildungssituation besser, die Professionalisierung intensiver, die Vermarktung anders, die Internationalisierung ein Thema. Und das Finanzwesen begann, aus dem Realitätengeschäft ein „Real Estate Business“ zu machen.

Makler mit Mag.

Margret Funk, seit mehr als 30 Jahren Maklerin, war und ist in österreichischen und internationalen Funktionen engagiert, war lange als Leiterin eines Studiengangs zum Immobilienmanagement tätig.  Auf Beruf und Berufung ist die Wirtschaftsjuristin durch Zufall gestoßen – als sie selbst eine Wohnung in Graz suchte, entdeckte sie: „Das will ich auch machen.“ Spezielle Aus- und Weiterbildungen gab es damals kaum. „Erst Ende der 1980er, Anfang der 1990er setzte der Wandel ein.“ 1989 wurde der erste immobilienspezifische Lehrgang an der TU Wien gestartet, es folgten Unis, Fachhochschulen, Angebote von Organisationen, Kammern, Privaten. „In den letzten 15 Jahren hat eine durchgehende Akademisierung des Berufs stattgefunden“, sagt Funk.

Eine Professionalisierung und Spezialisierung, die das recht angeknackste Image der Branche verbessern sollte und konnte – aber auch schlicht eine Notwendigkeit in Anbetracht der Veränderungen war: „Ab Mitte der 1990er-Jahre startete eine unglaublich intensive, dynamische Phase mit gigantischen Umbrüchen“, erinnert sich Alfons Metzger, als Entwickler, Verwalter, Bewerter seit mehr als 40 Jahren in der Immobilienwelt zu Hause.

Finanzmarkt trifft auf Immowelt

Umbrüche, die unter anderem daher rührten, dass der „internationale Finanzmarkt die Immobilie als Produkt, Real Estate als Assetklasse erkannte“, so Metzger, der – ursprünglich Absolvent der Hotelfachschule und Wirt – über den Verkauf des Familienbetriebs samt Areal eher ungeplant zum Immobilienexperten wurde. Und schnell kam eine neue „Herausforderung“ für die Branche: die Wirtschafts- und Finanzkrise, die – gut für das Geschäft – auch die „Laien“ verstärkt zu Immobilieninvestoren werden ließ, aber gleichzeitig, „irrsinnige Lernprozesse erforderte“, sagt Metzger, Bewertungsspezialist und „Global Player“ in internationalen Verbänden.

„Im Vergleich zu früher hat sich eigentlich alles geändert“, blickt Max Huber zurück, dessen Großvater 1924 ein Realbüro gründete. Der Betriebswirt hatte „früh das Glück, bei einem Praktikum in Kanada über den Tellerrand des heimischen Immobiliengeschäfts zu blicken“. In Zeiten, in denen Marketingmaßnahmen hier noch eher unüblich waren und Österreich den östlichsten Punkt der westlichen Welt bildete. Werbung, Internet, die Globalisierung – „Paradigmenwechsel gab es in allen Bereichen“, meint Huber, der für den Immobilienbereich Bücher verfasste, Symposien veranstaltete und Ende der 1990er-Jahre ein Franchise-System entwickelte.
Und dass es mit den Veränderungen sicher kein Ende hat, darin sind sich die drei Experten ebenfalls einig: „Die Dynamisierung wird weitergehen, mit noch mehr Speed“, sagt Max Huber. Alfons Metzger sieht – Stichworte Bevölkerungswachstum, Stadtentwicklung, Klimawandel – nicht nur die Branche am Beginn einer neuen Zeitepoche: „Wir gehen in eine neue Welt. Allerdings muss bis dahin noch viel erledigt werden.“

("Die Presse", 165 Jahre Jubiläumsausgabe, 29.06.2013)

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