Ballhausplatz: Blaues X als Deserteursdenkmal

APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Auf dem Wiener Ballhausplatz wird ein Mahnmal für die Opfer der NS-Militärjustiz errichtet. Es wird eine Treppenskulptur in liegender X-Form.

WIEN/APA/RED. Jetzt ist es fix: Das im rot-grünen Wiener Koalitionsabkommen vereinbarte Denkmal für NS-Wehrmachtsdeserteure auf dem Ballhausplatz wird eine begehbare blaue Skulptur in Treppenform nach einem Entwurf des deutschen Künstlers Olaf Nicolai sein. Diese Entscheidung der Wettbewerbsjury wurde am Freitag präsentiert. Das Deserteursdenkmal wird demnach in den nächsten Monaten in Form einer dunkelblauen, x-förmigen, dreistufigen Treppenskulptur realisiert - und zwar auf dem innerstädtischen Ballhausplatz gegenüber vom Bundeskanzleramt und Hofburg.

In die Oberfläche des Mahnmals, das knapp zehn Meter lang, acht Meter breit und 1,65 Meter hoch werden soll, wird eine Inschrift eingelassen, die nur aus den Worten „all alone" besteht und ein Poem des schottischen Lyrikers Ian Hamilton Finlay zitiert.

Nicolai sieht das X als Zeichen der Anonymisierung. Für Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) stellt Nicolais Entwurf die Zivilcourage in den Mittelpunkt. Der Entwurf sei in mehrerer Hinsicht spektakulär und würdig. Er erhofft sich, dass das Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz Ausgangspunkt für weiterführende Diskurse sein möge.

Mit der Umsetzung der Skulptur soll noch im Sommer begonnen werden, man hoffe auf eine Finalisierung noch in diesem Jahr, hieß es am Freitag. Man müsse nun noch die genauen technischen Schritte abklären. Mit dem veranschlagten Gesamtbudget von 220.000 Euro werde man jedoch auskommen.

Richard Wadani, Obmann des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" und selbst Wehrmachtsdeserteur, ist mit den Plänen zwar „zufrieden", er wünsche sich allerdings ergänzende Texterläuterungen, da der Bezug zu den NS-Verfolgten nicht sofort erkennbar sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29. Juni 2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.