„Österreich ist, was übrig bleibt“

Hugo von Hofmannsthal hat es vorausgesehen: Tatsächlich wurden aus den meisten Wiener Stadtpalais Feldlazarette für die verwundeten Soldaten im Ersten Weltkrieg (1914–1918). Rund 1,5 Millionen kamen nicht mehr nach Hause, nach Österreich-Ungarn. Dabei konnte sich, wie auch Hofmannsthal, kaum jemand der anfänglichen Kriegseuphorie entziehen, als im Juni 1914 Thronfolger Franz Ferdinand und Gattin in Sarajevo ermordet wurden. Die Ernüchterung kam mit dem Hunger: Die Winter 1916/17 sowie 1917/18 waren gezeichnet von Schlangestehen für ein Viertelliter Milch, Tuberkolose, Spanischer Grippe, Arbeitslosigkeit.
Die Gründung der Republik war alles andere als ruhig. Kommunisten stürmten das Parlament, die Regierenden wussten nicht recht, wo die Grenzen des Landes sind. Der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau half aus. Bei den Friedensverhandlungen im Pariser Vorort St. Germain konstatierte er: „L'Autriche, c'est ce qui reste“ – Österreich ist, was übrig bleibt.

("Die Presse", 165 Jahre Jubiläumsausgabe, 29.06.2013)

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