Zagreb feiert EU-Beitritt: Merkel will weitere Reformen

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Zagreb feiert EUBeitritt(c) EPA (ANTONIO BAT)
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Etwa 170 politische Vertreter aus aller Welt waren nach Zagreb geladen. In Kroatien ist man verärgert darüber, dass die deutsche Kanzlerin ihre Teilnahme an den Beitrittsfeierlichkeiten abgesagt hat.

Zagreb/Wien/Apa/Reuters/Ros/Red. Seit Montag ist Kroatien 28. Mitglied der EU. Das wurde bereits am Sonntag in der Hauptstadt Zagreb mit einem gewaltigen Fest gefeiert. Etwa 170 politische Vertreter aus aller Welt waren nach Zagreb geladen, wo tausende Bürger sich auf dem Jelačić-Platz versammelten. Österreich sollte durch Bundeskanzler Werner Faymann vertreten sein. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte ihre Teilnahme – sehr zum Ärger der kroatischen Regierung und der Medien – ab. In einer Videobotschaft rief Merkel die Kroaten dazu auf, auch nach dem EU-Beitritt ihre Reformbemühungen fortzusetzen. Im Kampf gegen die Korruption und für Rechtssicherheit seien noch viele Schritte zu gehen. Zudem müsse Kroatien seine Wirtschaft und den Arbeitsmarkt weiter reformieren, sagte Merkel.

 

Streit um Auslieferung eines Ex-Agenten

Berlin hat Merkels Absage für die Feier mit „anderweitigen Verpflichtungen“ begründet – etwas, was die kroatischen Medien der Kanzlerin nicht wirklich abnehmen wollten. Sie veröffentlichten den für Sonntag gähnend leeren Dienstplan des abgesprungenen Ehrengastes und sprachen von „einer diplomatische Ohrfeige für Kroatien“. Sie spekulierten, Merkel habe abgesagt, weil Kroatien den früheren Geheimdienstchef Josip Perković nicht an Deutschland ausliefern will. Perković wird vom deutschen Bundeskriminalamt wegen des Mordes an einem Exilkroaten 1983 gesucht. Perković hatte in der kommunistischen Zeit für den Geheimdienst gearbeitet, war aber auch nach dem Zerfall Jugoslawiens ein enger Mitarbeiter des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2013)


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