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Südafrika: "Es fürchten nicht alle, dass das Land zerfällt"

Suedafrika fuerchten nicht alle
Außenministerin Nkoana-Mashabane sieht die Stärke des ANC im Kollektiv, in das sich auch die Anti-Apartheid-Ikone eingegliedert habe.(c) EPA (MICHAEL KAPPELER)
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Außenministerin Nkoana-Mashabane sieht die Stärke des ANC im Kollektiv, in das sich auch die Anti-Apartheid-Ikone eingegliedert habe. Bitter beklagt sie sich über die Öl-Sanktionen des Westens gegen den Iran.

Wien/Hd. Kritisch, aber stabil. Das war die karge Auskunft der südafrikanischen Regierung zu Wochenbeginn über den Gesundheitszustand der Anti-Apartheid-Legende Nelson Mandela. Der 94-Jährige liegt seit zwei Wochen mit einer schweren Lungeninfektion im Spital. Das Land hält seither den Atem an, viele Südafrikaner scheinen sich nicht vorstellen zu können, wie es ohne die große moralische Instanz im Land weitergeht.

Diesem Eindruck versuchte Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane am Dienstag in Wien entgegenzutreten: „Mandela ist unser Vater, unsere Ikone“, sagte sie im Gespräch mit Journalisten: „Aber es ist ja nicht so, dass er Präsident auf Lebenszeit wäre und alle fürchten, das Land fällt nach ihm auseinander.“ So sehr die Ministerin Mandelas Vermächtnis würdigt, das sie an den Begriffen „Widerstandsfähigkeit“, „Hingabe“ und „Selbstlosigkeit“ festmacht, eines ist ihr wichtig: „Er war immer Teil des Kollektivs ANC, und alles, was er erreicht hat, hat er im Kollektiv erreicht.“ Sie kenne übrigens niemanden, der dieses Kollektiv verlassen hätte, und erfolgreich gewesen wäre.

In Wien war Nkoana-Mashabane auf einer Konferenz der Internationalen Atomenergiebehörde. Ob die Wahl eines scheinbar kompromissbereiten iranischen Präsidenten Bewegung in den Atomstreit mit dem Iran bringen könnte, darauf wollte sie sich zwar nicht festlegen.

Positiv vermerkte sie aber, dass der Iran „trotz aller Schwierigkeiten am demokratischen Prozess festhält“. Dass fast 99 Prozent der Kandidaten vorab ausgeschlossen wurden, sieht sie dabei nicht als Problem: „Es gibt weltweit viele Ausprägungen von Demokratie.“

 

„Nicht jedes Modell passt überall“

In den USA stimmten zwar die Bürger ab, aber letztlich entscheide das Electoral College. Im Iran hingegen würden die Kandidaten vorab selektiert: „Was für ein Land das passende Modell ist, muss nicht für ein anderes Land ebenso passen.“ Und mit jeder Wahl gebe es immerhin die Chance auf Verbesserungen.

Bitter beklagte sich die Außenministerin über die Folgen der Öl-Sanktionen des Westens: Südafrika habe die einzig leistungsfähigen Raffinerien der Region, und diese seien technisch ganz auf nahöstliches Öl ausgerichtet. Der Westen habe Südafrika noch in der Apartheid-Ära ermutigt, das zu tun: „Jetzt heißt es plötzlich: Finger weg von iranischem Öl.“ Dies stelle nicht nur Südafrika, sondern die ganze Region vor Probleme: „Als die Entscheidung getroffen wurde, saßen wir nicht am hohen Tisch, aber jetzt spüren wir die Folgen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2013)