Berben verfilmt den Wagner-Clan

Villa Wahnfried ueber Traunsee
Villa Wahnfried ueber Traunsee(c) ORF (Pressefoto Neumayr/Susi Berger)
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In der Villa Lanna in Gmunden dreht Produzent Oliver Berben gerade einen Spielfilm über die Wagners. Mit seiner Mutter Iris als Cosima.

Sandsteinfarben, herrschaftlich, dabei nüchtern und ein wenig düster: In drei Ländern hat man nach einer Villa Wahnfried gesucht, in Gmunden ist man fündig geworden. Nun spielt die Villa Lanna der Familie Trauttenberg hoch über dem Traunsee das Wohnhaus des Wagner-Clans.

Im Park der Villa hat man ein Zelt für die österreichischen und deutschen Journalisten aufgebaut, aus ihm dröhnt der „Walkürenritt“. Um die Filmmusik muss man sich in diesem Fall wohl keine Sorgen machen, auch wenn Oliver Berben nur bedingt als Fan Richard Wagners durchgeht. „Ich finde die Gesänge grauenvoll und die Musik ganz großartig.“

„Der Clan“ lautet der Titel für den Spielfilm, den der deutsche Erfolgsproduzent („Das Adlon“, „Krupp“) für ZDF und ORF in Bayern, Gmunden und Salzburg dreht. Für das Wagner-Jahr fast ein bisschen spät – zu Weihnachten soll der Film zu sehen sein –, aber an sich war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand das dramatische Potenzial dieser Familie für den Fernsehabend entdecken würde. Macht, Rivalität, Größenwahn, Intrigen und Untreue, gewürzt mit Antisemitismus – alles da.

„Hoh, mit Wagnermusik, Mensch!“, kommentiert Berben seinen Auftritt im Zelt. „Hallo, schönen guten Tag!“ Während Mutter Iris Berben, die Wagners Frau Cosima spielt, an ihren Nägeln zupft und streng unter ihrem großen schwarzen Hut hervorschaut, gibt sich ihr Sohn fröhlich und jovial. Der Titel, erklärt er, stamme aus dem Buch eines US-Journalisten, „das erzählt, was passiert, nachdem Wagner gestorben ist. Es geht darum, was aus der Familie wird, wie mit dem kulturellen und familiären Erbe umgegangen wird.“ Autor Kai Hafemeister habe ihm „in relativ klarer Berliner Schnauze erklärt, was er an Wagner alles Scheiße findet – und dann ein unglaubliches Buch geschrieben, das uns diese Schauspieler ermöglicht hat“.


Da ist etwa Lars Eidinger als latent homosexueller Sohn Siegfried, der, so Eidinger, „nicht weiß, wer er sein soll, und den Wahnsinn aushalten muss, einziger Sohn eines musikalischen Genies zu sein“. Eva Löbau gibt seine Schwester Eva, Heino Ferch deren intriganten Mann Houston Chamberlain. Petra Schmidt-Schaller spielt Cosimas Tochter Isolde, „die Rebellin, die spürt, dass auch Frauen die Festspiele leiten könnten“.

Stattdessen muss sie den richtigen Mann finden. Dirigent Franz Beidler sei „der Karajan dieser Zeit gewesen“, sagt Felix Klare, der ihn verkörpert. „Der Wagner hervorragend spielen konnte, aber selten durfte, weil Cosima ihren Sohn da vorn sehen wollte“. Cosima sei das gewesen, „was man heute eine der besten PR-Managerinnen nennen würde“, konstatiert Iris Berben. „Mit einem unheimlich strategischen, kalten Handeln. Und wahrscheinlich ist sie auch ein frühes Groupie gewesen.“ Dazu ihr Antisemitismus. „Es gibt vieles an dieser Figur, was es zu einer Herausforderung macht, sie trotzdem mit Empathie zu spielen.“ Cosimas berühmte Nase gehört nicht dazu – auf die sei nach Diskussionen verzichtet worden, sagt Berbens Sohn Oliver. „Jeder sieht doch als Erstes Iris Berben. Du guckst da hin und denkst: Was is'n mit der?“

Überhaupt handle es sich um einen fiktionalen Film. „Die historischen Gegebenheiten müssen richtig sein, aber es geht erst einmal darum, eine Geschichte zu erzählen, die den Zuschauer 110 Minuten lang fesseln soll.“ Für die wahrheitsgetreuen Aussagen kommt direkt im Anschluss eine Dokumentation, „in der es um die wirklichen Hintergründe in der Vergangenheit und auch in der Jetztzeit geht“.

Ko-Produzent Gero von Boehm habe dafür auch Mitglieder der Familie Wagner kontaktiert – nur teilweise mit Erfolg. Berben: „Wie Sie wissen, gibt es höchst unterschiedliche Familienmitglieder, die höchst unterschiedlich reagieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2013)

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