Snowden nicht an Bord: Morales setzt Flug fort

Snowden nicht Bord Morales
Snowden nicht Bord Morales(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Die Maschine des bolivianischen Präsidenten musste in Wien landen, da das Gerücht umging, der "Whistleblower" befinde sich an Bord. Nun hat Spanien den Überflug genehmigt, das Flugzeug ist bereits gestartet.

Der unfreiwillige Aufenthalt des bolivianischen Präsidenten Evo Morales am Flughafen Schwechat ist beendet: Seine Maschine hob um 11.45 Uhr in Richtung Kanarische Inseln ab. Das Flugzeug hatte in der Nacht zum Mittwoch in Wien landen müssen. Hintergrund war das Gerücht, der von den USA gesuchte Aufdecker Edward Snowden befinde sich an Bord. Frankreich, Spanien  und Portugal verweigerten deshalb Überflugrechte für das aus Moskau kommende Flugzeug vom Typ Dassault Falcon.

In der Nacht führten Vertreter Österreichs eine "freiwillige Nachschau" an Bord der Maschine durch, teilte das Außenministerium mit. Demnach befanden sich in der Maschine neben dem Präsidenten auch sechs Kabinettsmitarbeiter, ihre Pässe seien kontrolliert worden. Snowden sei nicht angetroffen worden. VP-Außenminister Michael Spindelegger betonte, es habe sich "kein blinder Passagier" an Bord befunden.

Nachdem Spanien auch in der Früh zunächst kein Überflugrecht erteilte, lag am späteren Vormittag eine Genehmigung vor. Morales dürfe auch einen Zwischenstopp zum Auftanken auf Gran Canaria einlegen, teilte das Außenministerium in Madrid mit.

Fischer: Morales "guter Freund Österreichs"

Bundespräsident Heinz Fischer traf Morales am Flughafen. Er habe sich persönlich vergewissern wollen, dass alle Abläufe im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Morales' in Wien völlig korrekt gewesen seien und dass er gut behandelt worden sei. Nach der 20-minütigen Unterredung bezeichnete Fischer seinen bolivianischen Amtskollegen als "guten Freund Österreichs".

Morales, in Jeans und ein Kurzarmhemd gekleidet, bedankte sich für die "Solidarität" Fischers. Er wäre "sehr gerne unter anderen Umständen nach Wien gekommen". Nach Snowden gefragt, meinte er betont gelassen: "Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn nie getroffen. Wie kann man sich überhaupt vorstellen, dass ich jemanden an Bord der Präsidentenmaschine mitnehme? Das ist nicht der Fall."

>> Wohin Snowden flüchtete - und wo er Asyl will

Morales: "In Geiselhaft genommen"

Boliviens Präsident kritisierte, er sei in "Geiselhaft" genommen worden. Die für seine Festhaltung in Wien verantwortlichen Länder hätten einen "historischen Fehler" begangen. "Wir wurden in gewissem Sinne gekidnappt", ergänzte Boliviens Verteidigungsminister Ruben Saavedra am Flughafen gegenüber Journalisten. "Das alles ist ein Komplott der USA, die europäische Staaten benützen und Lügen verbreiten."

Ursprünglich sei geplant gewesen, dass die Präsidentenmaschine den französischen Luftraum überfliegen und eine Zwischenlandung in Lissabon einlegen sollte, erläuterte Saavedra gegenüber dem venezolanischen Fernsehsender Telesur. Als das Flugzeug bereits in der Luft war, seien sie informiert worden, dass sie den französischen Luftraum nicht überfliegen könnten. Deshalb sei die Maschine in Wien gelandet.

Morales sagte bei einer seiner zahlreichen Pressekonferenzen in Schwechat, man habe ursprünglich überlegt, nach Moskau zurückzufliegen. Das hätte aber nur die Gerüchte verstärkt, dass sich Snowden an Bord befinde, weshalb man den Gedanken wieder verworfen habe.

"Österreich hat keine Angst"

VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner betonte am Mittwoch, sie sei mit der Entscheidung, Boliviens Staatschef in Wien zwischenlanden zu lassen, zufrieden. "Für uns ist das selbstverständlich", so die Ministerin. "Das ist der Beweis dafür, dass Österreich keine Angst hat."

NSA-Affäre

Der Enthüller der Spionageprogramme des US-Geheimdienstes NSA, Edward Snowden, hält sich seit mehr als einer Woche im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf. Er kann ihn ohne russisches Visum nicht verlassen, nachdem die USA seinen Pass für ungültig erklärt hatten. Snowden hat in zahlreichen Staaten Asyl beantragt, darunter auch in Österreich (>> mehr dazu). Einen Asylantrag in Russland hatte er dagegen selbst zurückgezogen. Die USA werfen dem 30-Jährigen Geheimnisverrat vor und haben alle Regierungen aufgefordert, ihm kein Asyl zu gewähren.

(hd/Red./APA/dpa/AFP)

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