Wie man Täter abschreckt

Das Gericht in Steyr bewies, dass nicht nur Vermögensdelikte harte Strafen bringen.

KOMMENTARGewiss, das Urteil, zwölf Jahre Haft, für den früheren Internatsleiter des Stifts Kremsmünster ist noch nicht rechtskräftig. Dennoch ist es ein deutliches Signal – zum einen an jene, die generell an der Verhältnismäßigkeit von strafgerichtlichen Sanktionen zweifeln. Im Fall des früheren Ordensmannes hat der Senat in Steyr bewiesen, dass die viel beklagte Formel „Strenge bei Vermögensdelikten, Milde bei Delikten gegen Leib, Leben und sexuelle Integrität“ erfreulicherweise nicht immer stimmt. Zum anderen – und vor allem – ist es aber auch ein abschreckendes Signal an jene, die vielleicht bis heute (potenzielle) Täter sind.

„Der Angeklagte dürfte ein Gespür dafür gehabt haben, wen er sich aussuchte“, hatte die Staatsanwältin mit Blick auf die Missbrauchsopfer erklärt. Nun drehte die Justiz den Spieß um. Und suchte sich „Pater A.“ aus. Als ersten (früheren) Geistlichen, der im Zug der Missbrauchsskandale zur Verantwortung gezogen wurde. Den Opfern zuliebe.


manfred.seeh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Angeklagte am Montag vor Gericht
Österreich

Zwölf Jahre Haft für ehemaligen Kremsmünster-Pater

Der frühere Konviktsleiter des Stifts Kremsmünster wurde wegen schweren Missbrauchs ehemaliger Zöglinge verurteilt. Opferanwälte haben ihn nun auch wegen NS-Wiederbetätigung angezeigt.
Prozessstart in Steyr
Religion

Ehemaliger Kremsmünster-Pater gibt Missbrauch zu

Der ehemalige Konviktsdirektor des Stiftes Kremsmünster steht seit Montag wegen sexuellen und gewalttätigen Übergriffen auf insgesamt 24 Opfer vor Gericht. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Österreich

Missbrauch: Neuer Opfer-Höchststand

1324 Personen haben sich bisher bei der Klasnic-Kommission der katholischen Kirche gemeldet.
Stift Kremsmuenster
Österreich

Chronologie: Vom "System Kremsmünster" zum Prozess

Nach jahrelangen Ermittlungen steht der erste höhere Geistliche im kirchlichen Missbrauch-Skandal vor Gericht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.