Ein Tochterunternehmen des Baukonzerns Alpine wurde vor Kurzem von der spanischen Mutter herausgelöst. Jetzt soll die Transaktion rückgängig gemacht werden.
Wien. Die Liste des Alpine-Insolvenzverwalters Stephan Riel ist lang. Es ist eine Liste von Tochtergesellschaften des mittlerweile in Konkurs gegangenen Baukonzerns Alpine, die zügig verkauft werden sollen. Rund 20 Unternehmen stehen zur Disposition, Interessenten erhalten dieser Tage Unterlagen zur Prüfung. Und es soll schnell gehen: Bis Ende Juli sollen so bekannte Unternehmen wie Universale oder Hazet verkauft werden, um Geld in die Alpine-Masse zu bekommen.
Ein Unternehmen ist freilich nicht auf der Liste des Insolvenzverwalters. Noch nicht jedenfalls. Die „Alpine-Energie Holding AG“. Warum? Wirtschaftlich spräche jedenfalls absolut nichts dagegen: Das Unternehmen, das sich auf Energietransport und energietechnische Anwendungen spezialisiert hat, steht durchaus auf soliden Beinen. Zwar hat die Alpine Energie unter den wirtschaftlichen Problemen der Alpine Bau gelitten – und auch der plötzliche Abgang des dreiköpfigen Vorstandes Ende 2012/Anfang 2013 hat der Firma nicht unbedingt gutgetan. Trotzdem: Rund 2800 Mitarbeiter arbeiten in elf Ländern und erzielten zuletzt einen Jahresumsatz von 463 Mio. Euro. Der Jahresgewinn liegt bei rund 20 Mio. Euro. Und dem Vernehmen nach winkt ein Auftrag für die Zusammenlegung der Netze der Handybetreiber Orange und Hutchison, immerhin.
Im März herausgelöst
Mit dem Verkauf so eines Unternehmens ließe sich also durchaus ein nettes Sümmchen lukrieren. Das Problem ist bloß: Die Alpine Energie gehört der Alpine nicht mehr.
Im März dieses Jahres – da waren die Probleme des Baukonzerns schon längst öffentlich bekannt – wurde die Alpine Energie nämlich aus dem Konzern „herausgelöst“. Soll heißen: Der spanische Alpine-Mutterkonzern FCC hat sich das „Filetstück“ gesichert – und in eine eigens errichtete „Bvefdomintaena Beteiligungs GmbH“ eingebracht. Die freilich gehört zu 100 Prozent der FCC.
Das wiederum ist für die Alpine-Gläubiger, die nur noch auf Begleichung von weniger als zehn Prozent ihrer Forderungen hoffen dürfen, keine gute Nachricht. Insolvenzverwalter Riel will also kommende Woche das Unvermeidliche unternehmen: Er will die Herauslösung der Alpine Energie aus dem Alpine-Konzern anfechten. Der Deal soll rückabgewickelt werden. Insidern zufolge könnte der Verkauf des Unternehmens mehr als 100 Mio. Euro bringen.
Bleibt die Frage, warum die seinerzeitige Herauslösung der Alpine Energie überhaupt durchgeführt werden konnte. Als die Banken zum Jahreswechsel mit den Gläubigerbanken vereinbart hatten, dass Kredite bis Ende Februar nicht fällig gestellt werden, hatte die Alpine Energie immerhin noch als Sicherheit gedient.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2013)