In der Ordination einer Wiener Medizinerin sollen bei Abtreibungen mehrere Frauen verletzt worden sein. Die Kammer habe schon lange davon gewusst, kritisiert die Patientenanwaltschaft.
Eine Wiener Ärztin soll in ihrer Praxis jahrelang Schwangerschaftsabbrüche zum Billigtarif angeboten haben. Sieben Frauen hätten sich nach massiven Verletzungen an die Patientenanwaltschaft gewandt. Diese Vorwürfe hat die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz am Donnerstag im Morgenjournal von Ö1 erhoben. Sie schätzt die Dunkelziffer noch weit höher.
16 Mal sei in den vergangenen vier Jahren vor der Ordination die Rettung vorgefahren. Jedes Mal musste eine bei einem Schwangerschaftsabbruch verletzte Frau ins Krankenhaus gebracht werden, sagt Pilz. In anderen Einrichtungen komme das so gut wie nicht vor.
Im letzten ihr bekannten Fall, so Pilz, sei einer Frau während der Kürettage die Gebärmutter durchstoßen, eine Aterie und der Harnleiter verletzt worden. Stunden nach dem Eingriff sei die Patientin, die kaum Deutsch spricht, ins Spital gebracht worden, wo eine Notoperation durchgeführt werden musste. Dieses Spital, so Pilz, habe eine Anzeige angekündigt.
Schwangerschaftsabbrüche um 300 Euro
Die Probleme mit dieser Ärztin, so Pilz, seien seit Jahren bekannt. Die Medizinerin biete Schwangerschaftsabbrüche zum Billigtarif - laut ihrer Website um 300 Euro - an. In anderen Ordinationen und Kliniken kosten Abtreibungen 500 bis 700 Euro. Außerdem, so Pilz gegenüber der "Presse", würden in dieser Ordination Schwangerschaften mittels Kürettage, also Auskratzen der Gebärmutter, abgebrochen. Das entspricht nicht mehr dem Stand der Medizin, gängig sei heute die Absaugmethode.
Pilz wirft der Ärztekammer vor, Probleme mit dieser Ordination seien seit Jahren bekannt. Ihr Vorgänger habe ähnliche Fälle ebenfalls bereits bei der Kammer angezeigt, ohne, dass etwas passiert sei. Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres weist diese Vorwürfe im Gespräch mit der "Presse" zurück: "Wir haben den Fall sofort, nachdem er gemeldet wurde, angezeigt." Derzeit läuft ein Verfahren, bei dem es auch um ein Berufsverbot geht.
Ordination immer wieder geschlossen
Seit 2009 habe es aber immer wieder Begehungen der Praxis gegeben, auch wurde bereits eine Reihe von Verfahren gegen die Medizinerin geführt. Aus hygienischen Gründen wurde die Ordination immer wieder geschlossen, schließlich aber wiedereröffnet. "Die Schwierigkeit dabei, gegen die Ärztin vorzugenen ist, dass sie die Abtreibungen nicht selbst durchführt, sondern dafür Gynäkologen engagiert", sagt Szekeres. Die Ärztin selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
(APA/Red./cim)