Beim IFA Media Innovations Briefing in Berlin legten mehrere namhafte Hersteller, darunter Samsung, LG, Sony und Toshiba, bereits einen Teil ihrer Pläne für die kommende Messe dar. DiePresse.com war dabei.
Wenn im September die weltgrößte Unterhaltungselektronikmesse IFA in Berlin ihre Pforten öffnet, werden die Hersteller zwei Botschaften den Konsumenten entgegen rufen. Einerseits, dass ihre TV-Geräte "smart" werden sollen und andererseits, dass die Zukunft den Geräten mit Ultra-HD-Auflösung (auch UHD oder 4K genannt) gehört. Ersteres verwundert auf den ersten Blick, da SmartTV jetzt nicht wirklich neu ist. Die Möglichkeit, seinen Fernseher mit Internetzugang und zusätzlichen Apps zu erweitern, bieten zahlreiche Hersteller schon seit längerem, manche schon seit Jahren. Allerdings ist die Adoptionsrate noch recht gering, wie eine auf dem IFA Media Innovations Briefing in Berlin präsentierte Studie zeigt, die in acht Ländern unter je 1000 Befragten durchgeführt wurde.
SmartTV noch nicht so relevant
So gibt es etwa in Deutschland 14 Millionen SmartTVs, was gerade einmal 34 Prozent der Haushalte entspricht. Und davon sind aber nur 58 Prozent überhaupt mit dem Internet verbunden. Deutlichster Gegenpol ist die Türkei. Hier ist aufgrund des jüngeren Durchschnittsalters der Bevölkerung die Affinität zu modernen Technologien höher. Und während in Deutschland die Eigenschaft, dass ein Gerät ein SmartTV ist, nur für 39 Prozent ein Kaufkriterium ist, sind es in der Türkei 58 Prozent.
"Erziehung" der Konsumenten
Die Unterhaltungsindustrie hofft daher, ihre einbrechenden Absätze (im ersten Halbjahr 2013 gingen die TV-Verkäufe um 20 Prozent zurück) mit "Konsumentenerziehung" retten zu können. Dazu starten Hersteller und Händler in Deutschland eine groß angelegte Kampagne mit eigenem Logo "Smarter Fernsehen" und einem Comic-Maskottchen. Die potenziellen Kunden sollen durch gezielte Beratung in den Geschäften mehr in Richtung SmartTV gesteuert werden. Theoretisches Potenzial besteht. Ein Drittel der derzeit genutzten Fernseher sind immer noch Röhrenbildschirme. Auch in Österreich gibt es Bestrebungen, SmartTV gezielter an die Konsumenten zu bringen.
UHD noch ohne Standards
Während SmartTV jetzt nicht unbedingt neu ist, in der Industrie aber Konsens über dessen Vermarktung zu herrschen scheint, sieht die Sache bei Ultra-HD deutlich verfahrener aus. Viele Dinge sind noch nicht geklärt, etwa Standards wie der Farbraum oder die Frequenz, mit der Bilder angezeigt werden. Und während man noch über "UHD-1" debattiert, das eine Auflösung von 3960 x 2160 Bildpunkten bieten soll, will Japan bis 2020 bereits "UHD-2" etablieren, das noch einmal einen Sprung auf 8K macht, also noch einmal eine Vervierfachung der Auflösung.
Hollywood und der "4K-Schatz"
Dieses Standard-Problem gelte es zu lösen, "um das Desaster von 3D zu vermeiden", sagt Marco Gonska, Geschäftsführer des Unternehmens WLC, das TV-Herstellung bei der Optimierung ihrer Bilddarstellung unterstützt. Er plädierte auf dem IFA Media Innovations Briefing auf einheitliche Standards. Derzeitige UHD-Käufer sind noch "early adopter", da die Inhalte noch sehr spärlich gestreut sind. Gonska sieht hier die Produzenten in der Pflicht: "Hollywood sitzt auf einem 4K-Schatz."
Koexistenz von UHD und HDTV
Bis UHD breit verfügbar sein wird, werden aber noch einige Jahre vergehen. Schon das normale HDTV benötigte von der Erfindung bis zur Durchsetzung mehr als 20 Jahre. Insofern werden sowohl das alte als auch das neue HD-Format noch einige Jahre gemeinsam nebeneinander existieren. Aufgrund der mangelnden Standards sind aber die aktuellen Geräte nicht unbedingt zukunftssicher.
Kein Wort mehr zu 3D-Fernsehern
Offenlegung
Das "Desaster" 3D-TV wurde auf der Veranstaltung in Berlin kaum in den Mund genommen. Vernetzung aller Geräte in der Wohnung oder im Eigenheim sowie neue "smarte" Funktionen waren die Schlagworte, mit denen die Hersteller den Journalisten gegenüber traten. Ob die geplante Konsumenten-Aufklärung das Wunschziel der Branche, im zweiten Halbjahr wieder wachsen zu können, erfüllen wird, lässt sich nicht abschätzen. Es werden aber immer mehr Fernseher mit SmartTV-Funktionen ausgeliefert. Insofern wird Neukäufern ohnehin kaum mehr eine Wahl bleiben, als sich ein solches Gerät zuzulegen. An der geringen Anschlussquote wird das aber wohl nur wenig ändern.DiePresse.com ist heuer auf Einladung von Philips auf der IFA Preview inBerlin. Die Redaktion nahm diese Einladung nur unter der Voraussetzung an, dass eine unabhängige Berichterstattung garantiert bleibt.
(db)