Eine geheime Steuer für die kleinen Leute

Das dreckige Geheimnis der Inflation und ihrer Freunde: Teuerung ist immer Umverteilung – von unten nach oben.

Wer kann sich noch daran erinnern, dass das Brot beim Bäcker und das Bier im Beisl plötzlich billiger wurden? Niemand? Nun, Deflation wird zwar von Experten oft als systematische Gefahr erkannt – scheint aber ausgestorben. Wenn sich der Preis der Dinge des täglichen Lebens bewegt, dann stets nach oben. Wir haben uns ja schon fast daran gewöhnt. Aber jetzt, da in der Krise zwar die Mieten und Preise steigen – die Gehälter aber eher nicht – bekommen wir die unangenehmen Folgen der Inflation besonders zu spüren. Dass Handys und iPads dank des technischen Fortschritts tatsächlich günstiger werden, ist zwar schön, bringt aber am Ende des Monats kein Geld in die Börse.

Die Inflationsrate misst die Geschwindigkeit der Geldentwertung. Und dass diese in Österreich deutlich höher liegt als in Deutschland, ist alarmierend: Denn Inflation ist immer auch Umverteilung – und zwar von unten nach oben. Weil „frisches Geld“ nie gleichmäßig verteilt wird, sondern erst von Kreditnehmern ausgegeben werden muss. Aber erst nachdem die Preise deswegen gestiegen sind, gehen die Gehaltsverhandlungen für Arbeiter und Angestellte los. In der Zwischenzeit zahlen die „kleinen Leute“ drauf. So wirkt die Inflation wie eine Steuer. Wie eine geheime Vermögenssteuer für die Nichtvermögenden.

E-Mails an: nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2013)

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