Der Lega-Nord-Politiker beglückt Italien mit rassistischen Sprüchen und einem vermurksten Wahlgesetz.
Seit 20 Jahren betreibt Roberto Calderoli das, was er unter politischem Diskurs misszuverstehen scheint: Er lässt nichts aus, was besonders blöd, beleidigend und rassistisch ist. Dass er nun Italiens Integrationsministerin Cécile Kyenge mit einem Orang Utan verglichen hat, ist nur der jüngste Ausfluss aus seiner eigentümlichen Gedankenwelt. Das nur mit Calderolis Verhaltensauffälligkeit zu erklären, greift zu kurz. Der Lega-Nord-Politiker bedient damit ein ganz bestimmtes Wählersegment: Leute, die sich – angetan von norditalienischen Überlegenheitsfantastereien – über andere, von ihnen als „minderwertig“ angesehene Gruppen lustig machen, ohne dabei zu erkennen, wie wenig intelligent ihr eigenes Verhalten ist.
Neben rassistischen Sprüche gehört zu Calderolis Hinterlassenschaft an Italien unter anderem das Wahlgesetz von 2005, das sich als völlig dysfunktional erwiesen hat. Kyenge wäre eine gute Ministerin, aber im Kongo, woher sie stamme, sagte Calderoli – außer Acht lassend, dass die Augenärztin Italienerin ist. Kyenge hat ihren Job erst begonnen, doch sie hat das Potenzial, eine gute Ministerin in Italien zu werden. Dann würde sie zustande bringen, was Calderoli nicht geschafft hat.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2013)