Gewissheit als Nebeneffekt

Ertappte Stars erfüllen doch noch eine Rolle – die Freigabe aller Dopingmittel ist unnötig.

Dass prominente Sportler des Dopings überführt werden, ist längst normal. Selbst die unglaubwürdigen Ausreden der Ertappten sind nur noch sehr selten die Aufregung wert. Egal, ob sie nun Tyson Gay, Asafa Powell oder Sherone Simpson heißen, Leichtathleten oder Radfahrer sind – sie alle wissen, was sie getan haben, um Geld zu verdienen. Doping ist kein Vergehen Einzelner, es hat System.

Namen und Bestleistungen sind austauschbar, der Show stellt es bekanntlich kein Bein. Neue Mittel und Athleten drängen ja fortlaufend in das kurzlebige Geschäft. Das Staunen über rasante Sprints oder kraftvolle, kilometerlange Anstiege ist stets groß, nur die Glaubhaftigkeit ist längst verloren gegangen. Ein Verdacht läuft/fährt immer mit. Sind Rekorde oder Tour-Siege ohne Doping überhaupt möglich?

Wer nicht erwischt wird, ist nach jedem Rechtsverständnis „clean“. Mit diesem Glauben gedeiht der Optimismus, dass es nicht gedopte Sportler geben muss. Wird einer erwischt, ist es ein Warnschuss. Die Dopingjagd erscheint kurzfristig glaubhaft; die Kontrollen funktionieren.

Eine Freigabe aller Dopingmittel würde klar über das Ziel hinausschießen. Es würde zwar die von Moralisten geforderte Chancengleichheit garantieren. Es gäbe auch keine „Sünder“ mehr, man hätte Gewissheit. Nur wir alle wären dann endgültig die Versuchskaninchen der Industrie.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2013)

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