Österreichweit finden bei der Drogeriekette dayli Betriebsversammlungen statt. Betroffene Mitarbeiter beginnen mit der Jobsuche.
Bei der insolventen Drogeriemarktkette dayli finden heute und in den kommenden Tagen österreichweit Betriebsversammlungen statt. Zur Informationsveranstaltung der Arbeiterkammer und Gewerkschaft heute, Mittwoch, im vierten Wiener Gemeindebezirk hatten sich mehr als 100 dayli-Mitarbeiterinnen eingefunden. Den Angestellten war die Anspannung und Aufregung der vergangenen Wochen und Monate ins Gesicht geschrieben: "Ich will endlich wieder Normalität", sagt eine langjährige Mitarbeiterin vor Beginn der Betriebsversammlung. Seit Mai habe es keine Warenlieferungen und keine Gehälter mehr gegeben.
Wenn in zwei Wochen dayli wahrscheinlich Geschichte sei, werde sie sich einen neuen Job suchen, etwa bei Spar oder Rewe (u.a. Billa, Merkur, Penny). "Ich werde mir eine Firma suchen, wo es normal zugeht." Seit 21 Jahren habe sie bei Schlecker und jetzt bei dayli gearbeitet. "Schade, dass es so geendet hat." Kritik hagelt es für Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner: "Der hat so viel gesagt und nichts umgesetzt."
Kein Gehalt seit Ende Mai
Zwei andere dayli-Mitarbeiterinnen berichten über ihre prekäre finanzielle Situation. Ihnen würde es dennoch besser gehen als ihren alleinerziehenden Kolleginnen, weil das Gehalt ihrer Männer sie durchbringt. "Es ist einfach nicht okay, so mit uns umzugehen." Seit Ende Mai haben die dayli-Mitarbeiterinnen kein Gehalt bekommen.
Das Juni-Gehalt und Urlaubsgeld blieb das Unternehmen schuldig und meldete Anfang Juli Insolvenz an. Die ausständigen Gehälter werden voraussichtlich erst im September vom Insolvenz-Entgelt-Fonds (IEF) ausgezahlt. Medienberichte über eine kostenlose Erhöhung der Bank-Kontorahmen für dayli-Beschäftigte konnten die beiden Mitarbeiterinnen nicht bestätigen.
19 Filialen in Wien werden geschlossen
Heute finden dayli-Betriebsversammlungen neben Wien noch in Wiener Neustadt, Ried im Innkreis, Bischofshofen, Reutte, Dornbirn und Hittisau statt. Auch am Donnerstag und Freitag sowie in der kommenden Woche sind weitere Versammlungen geplant.
dayli-Insolvenzverwalter Rudolf Mitterlehner hatte vergangenen Freitag die Teilschließung der Schlecker-Nachfolgegesellschaft veranlasst. 19 von 43 Filialen werden vorerst in Wien geschlossen. Österreichweit werden 355 von 877 Standorten diese Woche gesperrt. Dadurch verlieren 1261 von 3468 Beschäftigten ihren Job. Damit es trotz Teilschließung noch weitergeht, muss der neue dayli-Eigentümer Martin Zieger bis Ende Juli rund 40 Millionen Euro von Investoren auftreiben.
(APA)