Rudolf Haberleitner tritt als Dayli-Geschäftsführer zurück. Weil er sich auf die Investorensuche konzentrieren will, sagt er selbst. Weil es Meinungsverschiedenheiten gab, sagt Eigentümer Martin Zieger.
Wien. „Gott sei Dank für Dayli, kann ich nur sagen. Herr Haberleitner hat kein Vertrauen mehr bei den Lieferanten genossen.“ So kommentiert Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer von der Creditreform die Nachricht, dass Rudolf Haberleitner die Geschäftsführung von Dayli zurückgelegt hat – bzw. diese ihm entzogen wurde.
So eindeutig ist das nämlich nicht. Wie schon öfter in letzter Zeit weicht nämlich die Sichtweise von Rudolf Haberleitner stark von der seiner Umgebung ab.
„Unterschiedliche Vorstellungen“
Während Dayli-Eigentümer Martin Zieger per Aussendung wissen ließ, dass er Haberleitner „gebeten habe, seine Funktion zur Verfügung zu stellen, da wir unterschiedliche Vorstellungen von der Weiterführung des Unternehmens haben“, will Haberleitner von Meinungsverschiedenheiten nichts wissen: „Martin Zieger und ich haben diese Entscheidung im völligen Einvernehmen getroffen, weil ich nicht zwei Hüte auf einmal auf haben kann. Ich kann nicht gleichzeitig Geschäftsführer sein und Investorengespräche führen.“ Jetzt, wo Peter Krammer und Hanno Rieger, die schon bisher im Dayli-Management tätig waren, das Unternehmen nach außen vertreten würden, könne er sich voll auf die Verhandlungen mit Investoren konzentrieren.
Haberleitner verhandelt freilich nach eigenen Aussagen bereits seit dem Ausscheiden der Novomatic als Dayli-Hälfteeigentümer im April mit Investoren. Derzeit sei er mit einem österreichischen und einem internationalen Investor im Gespräch, sagt Haberleitner. „Wenn der anbeißt, dann werden sich die Konsumenten wundern. Der wird einiges aufmischen“, kündigt Haberleitner unverdrossen Großes für Daylis Zukunft an.
Masseverwalter Rudolf Mitterlehner will den Führungswechsel bei Dayli nicht weiter kommentieren. „Als Insolvenzverwalter habe ich auf Gesellschafterentscheidungen keinen Einfluss.“ Er habe bisher den Eindruck gehabt, dass Zieger und Haberleitner an einem Strang ziehen würden. Dass es Gespräche mit mehreren Investoren gibt, bestätigte Mitterlehner.
Die Argumentation von Haberleitner, dass er als Geschäftsführer keine Investorengespräche führen könne, kann Mitterlehner nachvollziehen. „Da kann es schon zu einem Interessenskonflikt kommen, wenn man als Geschäftsführer der Schuldnerin verpflichtet ist, andererseits Sprachrohr für den Investor ist.“
„Platz für einen Neuanfang“
Der Handlungsspielraum der Geschäftsführung in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ist ohnehin begrenzt. Entscheidungen werden vom Masseverwalter getroffen. Dennoch bewertet Gläubigerschützer Georg Kantner vom KSV 1870 den Führungswechsel positiv: „Vielleicht ist jetzt Platz für einen Neuanfang.“ Bis Ende Juli ist dafür noch Zeit. Dann wird Masseverwalter Mitterlehner die Reißleine ziehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2013)