Geld und Macht: Papst warnt vor "flüchtigen Idolen"

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Franziskus besuchte das Marienheiligtum Aparecida, seine Ansprache konzentrierte sich auf die Krise der Jugend und der Familie.

Beim Besuch des brasilianischen Marienheiligtums Aparecida hat Papst Franziskus am Mittwoch die Jugend vor der Verführung durch "flüchtige Idole" wie Geld und Macht gewarnt. "Heute fühlen sich alle, auch unsere Jugend, verführt von den Idolen, die sich an die Stelle Gottes setzen und Hoffnung zu geben scheinen: Geld, Erfolg, Macht, Vergnügen", sagte der Papst. 200.000 Gläubige verfolgten vor der Basilika die Messe auf Leinwänden.

"Oft führt ein wachsendes Gefühl von Einsamkeit und Leere in den Herzen die Menschen dazu, Befriedigung in diesen flüchtigen Idolen zu suchen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt. Sein Appell konnte als Reaktion auf die evangelikalen Kirchen verstanden werden, die derzeit in Brasilien großen Zulauf haben und oft versprechen, dass der Glaube an Jesus mit Geld und Erfolg vergolten werde. Der 76-jährige Argentinier tritt seit seiner Wahl zum Papst mit Nachdruck für mehr Bescheidenheit in der Kirche ein.

Im Haus der Mutter aller Brasilianer

Vor dem Beginn der Messe in der Basilika nahm Franziskus die schwarze Statue der Jungfrau von Aparecida in die Arme. "Unsere Liebe Frau von Aparecida" ist seit 1930 die Schutzpatronin Brasiliens. "Welche Freude für mich, in das Haus der Mutter aller Brasilianer zu kommen", rief das katholische Kirchenoberhaupt der versammelten Menge von 15.000 Gläubigen zu. Auf dem Platz vor der Kirche verfolgten weitere rund 200.000 Menschen in völliger Stille auf großen Leinwänden die Übertragung des Gottesdienstes.

In der kurzen Ansprache gab er zudem bekannt, dass er 2017, zum 300. Jahrestag von Brasiliens Schutzpatronin "Nossa Senhora Aparecida", erneut in das südamerikanische Land reisen will. "Dass Gott Euch segne und 'Nossa Senhora Aparecida' Euch schütze. Bis 2017, denn ich werde wiederkommen", sagte der Pontifex.

Proteste und gewaltsame Ausschreitungen

Die Ansprache des Papstes konzentrierte sich auf die Krise des Individuums und der Familie. Die schweren sozialen und politischen Probleme Brasiliens, die im Juni Hunderttausende Menschen zu Protesten auf die Straßen trieben, sprach er erneut nicht an.

Franziskus war am Montagabend auf seiner ersten Auslandsreise als Papst in Brasilien eingetroffen. Anlass ist der Weltjugendtag in Rio de Janeiro. Der Eröffnung auf dem Strand von Copacabana, zu der eine halbe Million Menschen kamen, wohnte der Papst am Dienstag noch nicht bei.

Die Freude über den Besuch des Papstes wurde am Montag von Protesten und gewaltsamen Ausschreitungen gegen soziale Missstände in Brasilien überschattet. Kurz nach einem Gespräch des Kirchenoberhaupts mit Präsidentin Dilma Rousseff ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vor. Für Chaos sorgte am Dienstag ein Ausfall der beiden U-Bahnlinien von Rio durch einen Stromausfall. Tausende Menschen versuchten daraufhin, mit Bussen und Taxis zum Eröffnungsgottesdienst zu kommen.

Abreise am Sonntag

Neben großen Gottesdiensten stehen in den kommenden Tagen Begegnungen mit Armen und Straftätern auf dem Programm des Papstes. Noch am Mittwoch wollte er zudem frühere Drogenabhängige treffen. Am Donnerstag will er das Armenviertel Varginha in Rio besuchen und auf einem Sportplatz predigen. Seine Rückreise nach Rom ist für Sonntag vorgesehen, wenn auch der Weltjugendtag endet, an dem bis zu zwei Millionen Menschen aus rund 170 Ländern teilnehmen sollen, darunter mehr als 500 Jugendliche aus Österreich.

Kardinal Christoph Schönborn traf am Dienstagnachmittag (Ortszeit) mit den österreichischen Teilnehmern zusammen. Der Wiener Erzbischof weilt bis zum 10. August in Südamerika.

(APA/AFP/dpa)

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