Die "Mittelschicht" vertraue der Regierung nicht, meint der Politologe Krastew. Immerhin hätten diese "nur 20 Prozent der Wahlberechtigten" gewählt.
In Bulgarien nehmen die Proteste gegen die von den Sozialisten geführte Regierung kein Ende. Trotzdem schließt die Regierung bisher einen Rücktritt aus. Auf lange Sicht könne diese jedoch nicht weiter bestehen bleiben, glaubt der bulgarische Politikwissenschafter Iwan Krastew. Die "Mittelschicht" vertraue der Regierung nicht, daher müsse es Neuwahlen geben, sagte der Permanent Fellow des "Instituts für die Wissenschaften vom Menschen" (IWM) in Wien am Donnerstag.
Man müsse bedenken, dass "nur 20 Prozent der Wahlberechtigten" die derzeitige Regierung gewählt hätten, so der Politologe. Unzufriedenheit mit der Regierung sei für die Bulgaren nichts Neues, sie seien bereits "vor zwei Jahren enttäuscht" gewesen. Mit den jetzigen Protesten erhofften sie sich eine Veränderung der politischen Situation. Ob es dazu kommen werde, sei fraglich, so Krastew. Seiner Meinung nach seien Neuwahlen aber nötig.
Bereits seit dem 14. Juni gehen die Bulgaren täglich auf die Straße um gegen die linksorientierte Regierung und Ministerpräsident Plamen Orescharski zu demonstrieren. Der Protest richtet sich gegen Korruption, Freunderlwirtschaft und die zunehmende Armut im Land. Die regierenden Sozialisten sowie ihr Juniorpartner, die Türkenpartei DPS lehnen einen Rücktritt ab.
Krastew appelliert angesichts der aktuellen Lage in Bulgarien an die EU. Diese müsse das Land ungeachtet der politischen Krise finanziell unterstützen, so der Politikwissenschafter.
(APA)