Weltjugendtag: Der Papst besuchte am Donnerstag eine Favela. Zuvor erhielt er die Schlüssel der Stadt Rio.
Rio de janeiro/Ag./Licht. Ob es das schlechte Wetter war oder ob sich die Sicherheitsleute durchgesetzt haben – man weiß es nicht: Jedenfalls legte Papst Franziskus am Donnerstag die 14 Kilometer lange Strecke von seinem Gästehaus zum Palacio da Cidade, wo er von Bürgermeister Eduardo Paes erwartet wurde, nicht im offenen Papamobil zurück, sondern in einem geschlossenen Fiat, den er schon in den Tagen zuvor benutzt hatte.
Im Rathaus wurde der Heilige Vater mit den Schlüsseln der Stadt Rio de Janeiro bedacht, überreicht von einem Behindertensportler. Vom Balkon aus segnete der Papst die offiziellen Fahnen für die Olympischen Spiele und die Paralympics 2016, die in der Stadt am Zuckerhut ausgetragen werden. Als Geschenk erhielt er ein brasilianisches Fußballnationaltrikot mit der Aufschrift „Papa Francisco“.
Vom Rathaus ging es dann weiter in eines der Armenhäuser Rios, in die Favela Varginha. Dort standen persönliche Gespräche mit den Bewohnern und eine Ansprache auf einem Sportgelände auf dem Programm.
Gerade in den Gegenden, die von Gangs kontrolliert werden, spielt ein Thema eine große Rolle, das der Papst schon am Vortag angeschnitten hat: Drogen beziehungsweise deren Legalisierung. Eine Debatte darüber wird in verschiedenen Ländern des Kontinents geführt, besonders im vom Drogenkrieg betroffenen Mexiko.
Ausgerechnet in einer frisch eingerichteten Drogentherapieklinik wandte sich Franziskus Mittwochabend vehement gegen alternative Lösungsansätze. Im Beisein ehemaliger Abhängiger sagte er: „Es gibt so viele Händler des Todes, die der Logik der Macht und dem Geld um jeden Preis folgen.“ Die „Wunde des Drogenhandels“ verlange von der Gesellschaft einen Akt des Muts. Eine Reduzierung der Verbreitung von Drogen erreiche man aber nicht durch Legalisierung. Man müsse sich vielmehr „mit den Wurzeln des Drogenkonsums auseinandersetzen, die Gerechtigkeit fördern, die Jugend zu Werten erziehen, die ein gemeinsames Leben ermöglichen, und diejenigen begleiten, die in Schwierigkeiten sind und Hoffnung auf die Zukunft verbreiten.“
Chaotische Organisation
Dass es seit zwei Tagen in Rio de Janeiro in Strömen regnet und die Temperaturen nicht an die 20 Grad heranreichen, tut der Begeisterung für den Papst keinen Abbruch. Die Massen der vor allem lateinamerikanischen Pilger in der Stadt sowie die katholischen Brasilianer verehren den neuen Papst für sein einfaches und bescheidenes, aber bestimmtes Auftreten. Es ist ihr Papst – selbst wenn der Ablauf des Kirchentags teilweise chaotisch ist, weil die Regierung des Staats und der Stadt Rio de Janeiro das Ereignis offenbar auf die leichte Schulter genommen hat.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2013)