Abverkauf beim Volksbanken-Institut ÖVAG

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Nicht nur bei der Hypo Alpe Adria, sondern auch beim Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG wird aufgeräumt. Der Verkauf von"VB Leasing International" soll 180 bis 200 Millionen Euro bringen.

Wien. Während die Hypo Alpe Adria in aller Munde ist, rührt ÖVAG-Chef Stephan Koren in aller Stille um. Das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG musste im Frühjahr 2012 mit dem Einstieg des Staates vor der Pleite gerettet werden. Der Bund steckte knapp eine Milliarde Euro in die Sanierung der Bank, davon musste er bereits 700 Millionen Euro abschreiben. Koren schloss bei der Bilanzpressekonferenz im März nicht aus, dass man noch einmal Staatshilfe brauchen werde. Denn die ÖVAG sei eine Abbaubank. „Und ein Abbau ist nichts, was gratis geht“, so Koren. Derzeit ist er gerade dabei, das Tafelsilber der ÖVAG zu veräußern.

Ganz oben auf der Agenda steht der Verkauf der Tochter „VB Leasing International“ (VBLI). An dieser ist die ÖVAG mit 50 Prozent beteiligt. Der Rest gehört der deutschen DZ-Bank. Laut „Presse“-Informationen erhoffen sich die Eigentümer einen Kaufpreis in der Größenordnung zwischen 180 und 200 Millionen Euro. Die Deutschen und die Österreicher müssen sich den Erlös zur Hälfte teilen.

Auch Erste Bank ist interessiert

Aus Eigentümerkreisen heißt es, der Verkaufsprozess sei gut angelaufen. Es hätten sich einige europäische Großbanken gemeldet. Mit diesen werden bereits Gespräche geführt. Demnächst soll für die Bewerber der Datenraum geöffnet werden. Durchgeführt wird das Verfahren von Ithuba Capital, die unter anderem dem früheren Bank-Austria-Vorstand Willi Hemetsberger gehört.

Zu den Interessenten für die ÖVAG-Tochter gehören unter anderem die Erste Bank und die Raiffeisen Zentralbank. Ein Nein kommt dagegen von der Bank Austria.

Im Gegensatz zu anderen ÖVAG-Töchtern ist die „VB Leasing International“ profitabel. Trotz der schwierigen Lage in Zentral- und Osteuropa konnte die Gesellschaft im ersten Halbjahr 2013 ihren Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahr von 18 Millionen Euro auf 26 Millionen Euro erhöhen. Für das Gesamtjahr 2013 wird ein Vorsteuerergebnis von über 50 Millionen Euro erwartet. Das wäre das beste Ergebnis in der Geschichte des Unternehmens. Das Eigenkapital liegt bei 240 Millionen Euro.

ÖVAG: Trotz Sondereffekten ein Verlust

Die „VB Leasing International“ ist mit über 760 Mitarbeitern in acht osteuropäischen Ländern vertreten. Dabei handelt es sich um Polen, Tschechien, Serbien, Kroatien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien und die Slowakei.

Unter allen osteuropäischen Leasinggesellschaften liegt die ÖVAG-Tochter mit einem Marktanteil von sieben Prozent auf Platz zwei. Noch größer ist Bank Austria/UniCredit, die in Osteuropa auf einen Marktanteil von zehn Prozent kommt. Ob der Verkauf noch heuer abgeschlossen werden kann, ist offen. Die EU-Kommission gab der ÖVAG bis Ende 2014 Zeit, sich von der Leasing-Gesellschaft zu trennen. Vor Kurzem veräußerte das Volksbanken-Spitzeninstitut auch einige größere Immobilien, darunter die ehemalige Investkredit-Zentrale in der Wiener Innenstadt. Für die sechs Liegenschaften erhielt die Bank rund 90 Millionen Euro.

In der Vorwoche schloss die ÖVAG auch eine Umtauschaktion von mehreren Anleihen ab. Dies verschaffte der Bank einen Sonderertrag von 153 Millionen Euro. Denn die Investoren akzeptierten je nach Anleihe Abschläge von 24 bis 55 Prozent. Auch wer das Umtauschangebot nicht angenommen hat, muss mit dem Investment in nächster Zeit Verluste in Kauf nehmen.

Viele faule Kredite in Rumänien

Trotz dieser Sondereffekte wird die ÖVAG heuer wieder rote Zahlen erwirtschaften. Im Vorjahr lag das Minus bei 131 Millionen Euro. Denn zu den größten Problembereichen gehört die ÖVAG-Tochter in Rumänien. Zwar haben die Volksbanken im Vorjahr einen Großteil ihres Osteuropa-Geschäfts an die russische Sberbank verkauft. Doch die Russen weigerten sich, die marode Rumänien-Tochter zu übernehmen.

Die ÖVAG hat sich in Rumänien übernommen. Die „Volksbank Romania“ kommt mit 1300 Mitarbeitern auf ein Geschäftsvolumen von 3,5 Milliarden Euro. Die faulen Kredite kletterten zuletzt auf 1,2 Milliarden Euro. Laut lokaler Rechnungslegung machte die Rumänien-Tochter im Vorjahr einen Verlust von umgerechnet 170 Millionen Euro. Für heuer wird ebenfalls ein Minus erwartet. Auf Anordnung der EU-Kommission muss die ÖVAG in den nächsten Jahren auch die Rumänien-Tochter verkaufen. Doch das dürfte schwierig, wenn nicht sogar aussichtslos werden. Denn wer übernimmt schon eine Bank mit so vielen faulen Krediten? Scheitert die Sanierung in Rumänien, dürfte der österreichische Staat erneut zum Handkuss kommen.

An der ÖVAG hält der Bund 43 Prozent der Anteile. Mehrheitseigentümer sind die Volksbanken in den Bundesländern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2013)

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