dayli: Alle 2200 Jobs bei AMS zur Kündigung angemeldet

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ARCHIVBILD: DAYLI SCHLIESST 180 FILIALENAPA/ROBERT JAEGER
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Masseverwalter Mitterlehner geht auf Nummer sicher und aktiviert das Frühwarnsystem. Ab Donnerstag soll eine weitere 40 Prozent-Aktion Geld in die leeren Kassen bringen.

Masseverwalter Rudolf Mitterlehner hat die verbliebenen rund 2200 Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette dayli sicherheitshalber beim AMS zur Kündigung angemeldet. Dies sei allerdings kein Hinweis darauf, dass dayli in den nächsten Tagen Konkurs anmeldet, sondern lediglich eine Vorsichtsmaßnahme um die Interessen der Gläubiger zu wahren, so Mitterlehner am Dienstag in einer Aussendung.

Sein Vorgehen begründet er wie folgt: "Nachdem durchaus die Möglichkeit besteht, dass kein Investor die nötigen Mittel und Sicherheiten so kurzfristig beibringen kann, müssen gleichzeitig auch Vorkehrungen für den Fall getroffen werden, dass die Schließung des gesamten Betriebes beantragen werden muss. Um in diesem Falle die Dienstverhältnisse möglichst rasch beenden zu können, hat der (...) zuständige Masseverwalter-Stellvertreter (...) sicherheitshalber alle noch beschäftigten Dienstnehmer (...) beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Sicher ist sicher. Wir unterstützen die Investorensuche, müssen aber auch darauf schauen, dass kein weiterer Ausfall für die Gläubiger entsteht".

"Die AMS-Meldung haben wir erwartet wegen des Stichtags Ende Juli", sagte der Vizechef der Gewerkschaft der Privatangestellten, Karl Proyer, am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Die Gewerkschaft habe im Hinblick auf dayli "alle Vorkehrungen getroffen".

Masseverwalter: "Maximal zwei Wochen"

Gleichzeitig kündigte Masseverwalter Mitterlehner abermals eine 40-Prozent-Preisaktion an, bereits die dritte in den vergangenen Wochen. Zuletzt hatte die Rabattaktion überraschend viel Geld in die Kassen gespült, wodurch die Deadline für eine mögliche endgültige Schließung von Ende Juli auf Mitte August ausgedehnt wurde. Die Investorensuche läuft noch, laut Sprecher von Eigentümer Martin Zieger gibt es bis dato nichts neues.

Mitterlehner stellte heute noch einmal klar, dass mehr als maximal zwei Wochen aus heutiger Sicht nicht mehr drinnen seien. Bis dahin müsse ein Investor gefunden sein, der den Wareneinkauf finanziere, die Haftung für die Verluste übernehme und auch den Sanierungsplan absichere. Dass es Interesse eines Investors gebe, bestätigte Gewerkschafter Proyer, der aber dazu nicht mehr verraten wollte. Die Chance für dayli sei vor einem Jahr "groß gewesen, dass es vernünftig weitergeht". Dies sei aber von Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner "grandios verspielt worden" (>>>mehr dazu).

Nach einem Monat ohne Lohn bekommen die Mitarbeiterinnen der insolventen Drogeriemarktkette dayli nun die Juli-Gehälter ausbezahlt. Sie werden überwiesen, sagte Mitterlehner am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio.

Ex-Chef Haberleitner gibt nicht auf

Weiterhin umtriebig ist Ex-Dayli-Chef Rudolf Haberleitner, der zwar im Unternehmen keine offizielle Funktion mehr bekleidet, aber trotzdem mit Investoren verhandelt. „Zwei Investoren haben verbindliche Angebote abgegeben“, sagt Haberleitner im Gespräch mit der "Presse". Einer wolle eine Kaufoption auf die Geschäftsanteile, die Eigentümer Martin Zieger hält. Dieser wolle seine Anteile aber nicht abgeben. Das Angebot des zweiten Investors liege bei Masseverwalter Mitterlehner auf dem Tisch. Der Investor habe aber noch keine Antwort erhalten.

Haberleitner wirft Mitterlehner vor, das Unternehmen schlecht zu führen: „Es ist genug Geld auf dem Konto, zehn Millionen Euro. Aber er kauft nichts ein“, kritisiert Haberleitner. „Das Geld wird für die Masseforderungen benötigt“, wehrt sich Mitterlehner. Er habe aus der Masse die Mieten für die Standorte und die Löhne für die Dienstnehmer zu zahlen. „Neue Ware einzukaufen ist absolut undenkbar.“ Außerdem sei noch genug Ware auf Lager, um die übrig gebliebenen Filialen zu bestücken.

(APA)

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