Drogerie-Insolvenz: Vorletzte Folge in der "Dayli Soap"

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DrogerieInsolvenz Vorletzte Folge Dayli(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Am Dienstag wurden die verbliebenen 2200 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Für die Rettung von Dayli bleiben noch zwei Wochen. Die Geduld der Betriebsratsvorsitzenden Gertrud Pronegg ist aufgebraucht.

Wien. Die aller Voraussicht nach letzten zwei Wochen für die insolvente Drogeriekette Dayli sind angebrochen. Masseverwalter Rudolf Mitterlehner hat die Frist für die Investorensuche noch bis Mitte August verlängert. Bis dahin muss ein Investor gefunden werden, der den Wareneinkauf finanziert, die Haftung für die Verluste übernimmt und den Sanierungsplan absichert. Dafür müssten kolportierte 40 Mio. Euro auf den Tisch gelegt werden. Mitterlehner will diese Summe weder bestätigen noch dementieren, er spricht nur von einem „hohen Millionenbetrag“. Viel Vertrauen, dass es noch zu einer positiven Wende kommen könnte, dürfte Mitterlehner nicht mehr haben.

Die 2200 verbliebenen Dayli-Mitarbeiter wurden am Dienstag vorsorglich beim AMS zur Kündigung angemeldet. Eine Maßnahme, die notwendig ist, um eine Schließung des gesamten Betriebes schnell über die Bühne zu bringen und die Dienstverhältnisse möglichst rasch zu beenden.

Die Geduld der Dayli-Betriebsratsvorsitzenden Gertrud Pronegg ist aufgebraucht: „Die Mitarbeiter flehen jetzt schon um das Ende.“ Ganz könne sie die Argumentation von Mitterlehner, dass noch ausreichend Ware in den Lagern sei, um die verbleibenden 522 Filialen noch zwei Wochen fortzuführen, nicht verstehen. „Es ist kaum noch Ware da.“

Neuerlich 40 Prozent Rabatt

Zeit kaufen will sich Mitterlehner nun mit einer weiteren Rabattaktion. Ab August soll es bei Dayli minus 40 Prozent auf alles geben. Das Juli-Gehalt wurde den Mitarbeitern am Dienstag ordnungsgemäß ausgezahlt, so Mitterlehner.

Ausständig sind nach wie vor Juni-Gehalt und Urlaubsgeld. „Wenn es zu einem Konkurs kommt, gehen wir davon aus, dass die Ansprüche der Mitarbeiter durch den Insolvenzfonds gesichert sind“, sagt Gewerkschafter Karl Proyer von der GPA-djp. Was die Jobsuche betrifft, sieht Proyer für ehemalige Dayli-Beschäftigte in den Städten keine großen Probleme. „Die 185 Mitarbeiter, die derzeit in Wien einen Job suchen, werden auch einen finden“, ist er überzeugt. Deutlich schwieriger werde es für jene, die auf dem Land beschäftigt waren. Das bestätigt Betriebsrätin Pronegg: Von den Mitte Juli gekündigten und vorzeitig ausgeschiedenen 1261 Dayli-Mitarbeiterinnen hätten bisher gerade einmal drei einen neuen Job in Aussicht. Für die Mitarbeiter ohne Jobperspektiven setzt Proyer auf die Arbeitsstiftungen. Diese hätten den Vorteil, dass Ausbildungen nachgeholt werden könnten. Das Geld dafür kommt aus den Bundesländern und vom AMS.

Haberleitner: „Zwei Angebote“

Was die Investorensuche für Dayli betrifft, bewahren alle Beteiligten – neben Masseverwalter Mitterlehner auch Eigentümer Martin Zieger und die Geschäftsführer Peter Krammer und Hanno Rieger – Stillschweigen. Nur der mittlerweile funktionslose Ex-Dayli-Eigentümer Rudolf Haberleitner ließ die „Presse“ am Montag wissen, dass zwei „seiner“ Investoren bereits verbindliche Angebote abgegeben hätten und auf eine Antwort von Masseverwalter und Eigentümer warten würden. Öffentlich Interesse an einigen Dayli-Filialen bekundet hat die Bank Santander, die an den Standorten neue Bankfilialen eröffnen würde. Dieses Angebot würde wohl erst im Fall einer Zerschlagung von Dayli interessant werden.

Geldkoffer: Täter ausgeforscht

Neues gibt es in den Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Geldkoffer mit einer Mio. Euro, der Haberleitner bei einem Treffen mit einem vermeintlichen Investor Anfang Juli in Italien geraubt worden sein soll. Haberleitners Version könnte stimmen: „Die Kriminalpolizei hat einen Täter ausgeforscht“, berichtet der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, Christian Hubmer. Es sei ein Mann mit österreichisch-serbischer Doppelstaatsbürgerschaft. Weil gegen den Verdächtigen schon ein ähnliches Verfahren wegen Betrugsverdachts in Wien läuft, wurde die Causa jetzt von Wels nach Wien übermittelt und wird dort behandelt.

Auf einen Blick

Dayli-Pleite. Nachdem schon Mitte Juli 1261 Mitarbeiterinnen gekündigt worden waren, hat Dayli am Dienstag auch die restlichen 2200 Beschäftigten vorsorglich beim AMS zur Kündigung angemeldet. Jetzt bleiben noch zwei Wochen, um den Konkurs abzuwenden. Dafür brauchte die Drogeriekette kolportierte 40 Mio. Euro. Laut Ex-Dayli-Chef Rudolf Haberleitner haben zwei Investoren verbindliche Angebote vorgelegt. Dayli-Masseverwalter und -Eigentümer wollten dazu nicht Stellung nehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2013)

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