Finanzvorstand Kaeser löst Löscher als Siemens-Chef ab

Siemens CEO Loescher and CFO Kaeser arrive for annual news conference in Munich
Siemens CEO Loescher and CFO Kaeser arrive for annual news conference in MunichREUTERS
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Die Ablöse verlief äußert chaotisch. Der Österreicher Löscher und der deutsche Konzern haben sich dann aber doch noch "in gegenseitigem Einvernehmen" getrennt. Kaeser muss noch vor seinem Amtsantritt einen Gewinneinbruch vermelden.

Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser löst den bisherigen Vorstandschef Peter Löscher an der Konzernspitze ab. Der Aufsichtsrat habe Kaesers Berufung zum neuen Vorstandschef einstimmig zum 1. August beschlossen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in München mit. Der Österreicher Löscher lege sein Mandat "mit Ablauf des heutigen Tages nieder und scheidet in gegenseitigem Einvernehmen aus dem Vorstand der Siemens AG aus".

Löscher hat sich nach seinem erzwungenen Abschied in einer persönlichen Erklärung bei seinen Unterstützern bedankt. Er schließe darin neben der Familie Siemens die Mitglieder des Aufsichtsrats ein, die ihn nicht nur seit Amtsantritt, "sondern gerade auch in den vergangenen Monaten ausdrücklich unterstützt haben und sich in mehreren Gesprächen mit mir meinen Verbleib an der Spitze des Unternehmens gewünscht haben", so der Manager. Er sei aber zu dem Schluss gekommen, dass eine vertrauensvolle Basis für seine Arbeit "nicht mehr gegeben sei." Ein Unternehmen brauche aber ein Höchstmaß an Geschlossenheit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. "Die Interessen Einzelner, auch meine eigenen, haben hinter dem Wohlergehen des Unternehmens zurückzustehen", schrieb Löscher in der Erklärung, die auf der Siemens-Homepage veröffentlicht wurde.

Gewinneinbruch zu Kaesers Amtsantritt

Der neue Siemens-Chef Kaeser muss am Tag vor seinem Amtsantritt einen Gewinneinbruch vermelden. Im abgelaufenen dritten Quartal sei der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft im Vorjahresvergleich um 13 Prozent auf eine Milliarde Euro geschrumpft, teilte Siemens am Mittwoch mit. Der Umsatz ging demnach um zwei Prozent auf knapp 19,3 Milliarden Euro zurück. Die Zahlen lagen im Wesentlichen im Rahmen der Analystenerwartungen.

Kaeser kündigte an, dem Münchener Technologiekonzern nach Löschers Pannenserie wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Siemens sei kein Sanierungsfall. "Wir haben uns zuletzt aber zu viel mit uns selbst beschäftigt und etwas die Ertragsdynamik gegenüber dem Wettbewerb verloren. Mein erklärtes Ziel ist es, Siemens in ein ruhiges Fahrwasser zurückzuführen und ein Hochleistungsteam zu formen". Im Herbst werde das "Team Siemens" eine überarbeitete Version des Renditeprogramms vorstellen und eine Vision für den Konzern entwerfen. "Siemens wird es auch nach 2014 geben", sagte Kaeser. Ein neuer Finanzvorstands wurde noch nicht ernannt.

Löscher war nach einer Reihe von Misserfolgen und zuletzt einer neuerlichen Gewinnwarnung massiv unter Druck geraten. Am Wochenende hatte sich der Siemens-Aufsichtsrat unter der Führung von Chefkontrolleur Gerhard Cromme nach mehrstündigen Beratungen mehrheitlich auf seine Ablösung und auf Kaeser als neuen Konzernchef verständigt. Dabei soll es allerdings Meinungsverschiedenheiten über die Art und Weise der Ablösung gegeben haben ("Die Presse" berichtete).

Ackermann wollte offenbar Externen

In gut informierten Kreisen hieß es, der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann habe das Vorgehen kritisiert, weil ihm die Personalrochade zu schnell gehe. Ackermann ist als zweiter Stellvertreter Crommes Mitglied des Aufsichtsratspräsidiums von Siemens. Er sei dafür gewesen, zunächst nach einem externen Kandidaten für den Chefposten von Deutschlands größtem Elektrokonzern Ausschau zu halten.

Medienberichte, wonach Ackermann selbst Ambitionen auf den Aufsichtsrats-Chefposten haben soll, wies ein Sprecher des Schweizers entschieden zurück. Ackermann habe entsprechende Spekulationen bereits zu einem früheren Zeitpunkt als "frei erfunden" zurückgewiesen, sagte der Sprecher. "Das gilt genauso heute noch."

Siemens kämpft mit Konjunkturflaute

Siemens kämpft mit der Konjunkturflaute und teuren, hausgemachten Projekt-Pannen. Bereits für das laufende Geschäftsjahr, das Ende September endet, hatte das Unternehmen die Prognose Anfang Mai nach unten korrigieren müssen. Am vergangenen Donnerstag teilte das Unternehmen dann mit, dass auch die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge - also der Anteil des Gewinns am Umsatz - von mindestens zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde. Die Nachricht hatte die Börsen geschockt und die Aktien des DAX-Konzerns abstürzen lassen.

(APA/dpa)

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