Wir müssen uns auf hohe Arbeitslosigkeit einstellen – und sollten darauf reagieren.
Die Zahl der Arbeitslosen ist zuletzt um zwölf Prozent gestiegen. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute fällt diesmal aus. Denn auf dem Arbeitsmarkt ist zurzeit leider nichts auszumachen, was auf eine Verbesserung hindeuten könnte. Im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit nimmt in Österreich neuerdings schneller zu als im Europa-Schnitt, und ein Wirtschaftswachstum, das stark genug wäre, den Trend umzukehren, ist zumindest für die nächsten fünf Jahre nicht in Sicht.
Dass wir in Europa immer noch die niedrigste Arbeitslosenrate haben, ist auch ein schwacher Trost (beziehungsweise eine unelegante Selbsttäuschung): Wir haben auch die meisten Frühpensionisten. Wenn man seriös vergleicht, also die berühmten „betriebsbedingten Frühpensionierungen“ der letzten Jahre dem Arbeitslosenheer zuschlägt, dann befinden wir uns schon mitten in der europäischen Normalität.
Statt uns selbst in den Sack zu lügen, wie vergleichsweise toll wir doch seien, sollten wir lieber einmal das Problem adressieren und nach vernünftigen Lösungen suchen. Etwa nach jener für eine bessere Verteilung der Arbeit durch flexiblere Arbeitsmodelle. Oder nach einer Bildungsreform, die verhindert, dass das Bildungssystem massenhaft AMS-Kandidaten ohne Schulabschluss bzw. formelle Ausbildung (die ja fast die Hälfte der Arbeitslosen stellen) produziert.
Das sind wirklich existenzielle Zukunftsfragen, um die sich die Sozialpartner ernsthaft kümmern sollten. Statt wie gewohnt politisches Kleingeld zu schlagen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2013)