Vier statt elf Semester: Ein Studium im Turbo-Modus

In lediglich zwanzig Monaten peitschten drei deutsche Studenten ein Bachelor- und Masterstudium an einer privaten Fachhochschule durch. Nun haben sie ein Buch geschrieben.

Auf einen Blick

Buchtipp

Am Anfang standen nichts als die pure Motivation und die Lust am Mehrwert, schreibt Marcel Pohl im Buch „Die Turbostudenten“ (siehe Kasten) „Die Ziele hießen: erstens schneller als der Durchschnitt zu sein und zweitens mit unserem Studium mehr als bloß den Abschluss eines biografischen Bildungsabschnitts zu schaffen, und zwar ein vorzeigbares, kommunizierbares Erfolgsprojekt. So jedenfalls war der Plan.“

Ein Plan, der – im wahrsten Sinne des Wortes – ziemlich rasch aufging: In nur vier Semestern hat der 23-jährige Pohl gemeinsam mit zwei Studienkollegen ein eigentlich auf elf Semester angelegtes Studium durchgepeitscht. Knapp zwei Semester brauchten die drei für ihren BWL-Bachelor an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM), einer privaten Fachhochschule, die deutschlandweit berufsbegleitende Studien anbietet, für den darauffolgenden Master noch einmal zwei. Darüber haben sie nun ein Buch geschrieben (siehe Kasten): eines über Ehrgeiz, Effizienz – und ausgefeilte Pläne.

Denn möglich wurde das Projekt der drei jungen Männer – neben ziemlichen Einschnitten im Sozialleben, wie sie berichten – nur durch penibelst geplantes Vorgehen und eine gewaltige organisatorische Anstrengung. Immerhin: Die Strukturen der Hochschule kamen den dreien dabei entgegen. Die private FOM hat 22 Standorte über ganz Deutschland verteilt, Kurse werden entweder am Wochenende oder an drei Abenden unter der Woche angeboten.

Kurse quer durch Deutschland

Ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort, kann man einen bestimmten Kurs eigentlich jederzeit besuchen – und weil keine Anwesenheitspflicht besteht, teilten sich die drei Freunde die Vorlesungen einfach auf. Abends besprachen sie den Stoff in Telefonkonferenzen. In zwanzig Monaten absolvierten sie auf diese Art und Weise an die 60 Prüfungen – je rund 300 ECTS-Punkte. Und zwar unter verschärften Umständen: Die drei steckten neben dem Studium noch mitten in ihrer Berufsausbildung, zwei der drei bei einer Bank, der Dritte bei einem Handelsunternehmen.

Warum der enorme Kraftakt – wenn ein berufsbegleitendes Studium ohnehin schon eine große Belastung ist? „Die Gründe lagen nicht zuletzt darin, dass wir gemeinsame persönliche Vorbilder hatten“, schreiben sie in ihrem Buch. „Unsere Vorbilder waren vor allem Gründerpersönlichkeiten mit ausgeprägter Draufgänger- und Machermentalität, initiativ Führende mit auffälligem unternehmerischen Initiativgeist, Verantwortung und Mut zu einem Handeln, das für den besonderen Erfolg auch vor Risken nicht zurückschreckt.“

Stellt sich die Frage: Was bringt es, ein Studium im Turbo-Modus durchzupeitschen? Eines, bei dem keine Zeit zum Reflektieren bleibt? „Indem wir das Studium als ein Unternehmensprojekt auffassten, konnten wir zu einem frühen Zeitpunkt eine Rekordmarke setzen. [. . .] Wir würden als Studenten schaffen, was noch keiner geschafft hatte: das Studium selbst als unternehmerische Profilbildung anzulegen, statt es einfach durchzuziehen wie eine lästige Pflicht“, schreiben die drei.

Der Chef der Fachhochschule hält dennoch wenig davon: Ein Studium, das nur auf einen schnellen Erfolg ausgelegt sei, halte er für problematisch, sagte Rektor Burghard Hermeier im „Spiegel“. Er würde es jedenfalls nicht zur Nachahmung empfehlen.

Und so nutzte die Fachhochschule die Geschichte der drei Studenten – anders als diese erwartet hatten – auch nicht zu Werbezwecken. Im Gegenteil: Sie klagte Marcel Pohl auf Nachzahlung der Studiengebühren.

Denn dieser wollte, weil er viel schneller als vorgesehen mit dem Studium fertig war, auch nur einen Teil der Gebühren von rund 21.000 Euro zahlen. Das geht nicht, befanden schließlich die Richter: Er musste nachzahlen.

In nur vier Semestern absolvierten Robert Grünwald, Marcel Kopper und Marcel Pohl ihr Studium an der deutschen Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM). Wie das gelingen kann, erzählen die drei Absolventen in ihrem Buch – zur großen Verärgerung der betroffenen Hochschule.
„Die Turbostudenten“
Bachelor plus Master in vier statt elf Semestern

Gabal-Verlag, 240 Seiten, 25,60 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2013)

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