Mehr als die Hälfte der Österreicher kann nicht auf das höhere Einkommen aus einer Vollzeitbeschäftigung verzichten. Weder, um ihre Lebensstandards hoch zu halten, noch um in der Pension abgesichert zu sein.
Die Zahl der Teilzeitbeschäftigen stieg österreichweit zuletzt wieder an: 2022 meldet die Statistik Austria eine Teilzeitquote von durchschnittlich 30,5 Prozent, wobei jede zweite erwerbstätige Frau (50,7 Prozent) und jeder achte Mann (12,6 Prozent) angaben, auf Teilzeitbasis zu arbeiten. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Quote um rund je einen Prozentpunkt gestiegen. Ein geringer Anstieg, wenn man bedenkt, dass immer mehr Stellen (auch) als Teilzeitpositionen ausgeschrieben werden. Eine der Gründe dafür ist der finanzielle Aspekt, wie eine Umfrage der Karriereplattform karriere.at unter 1.025 erwerbsfähigen Personen zuletzt bestätigte.
Kaum eine Veränderung zeige sich in Bezug auf die Geschlechterunterschiede: Während Frauen vor allem in Teilzeit arbeiten, um Care-Arbeit zu leisten, entscheiden sich Männer hauptsächlich dafür, um mehr Freizeit zu haben oder ein berufsbegleitendes Studium absolvieren zu können. „Um die Vollzeitbeschäftigung attraktiver oder gar erst möglich zu machen, brauchen Frauen bessere Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und Angehörigen – von ihren Partnern, den Arbeitgebern und der Politik“, sagt karriere.at-CEO Georg Konjovic dazu.
Ist Führung in Teilzeit machbar?
Das Argument, eine Führungsposition nur in Vollzeitbeschäftigung ausüben zu können, kursiert schon lange. Einige Unternehmen, wie der Telekommunikationsdienstleister A1 wollen mit Marlis Heintschel und Nina Leindecker-Purrer als Sales Tribe Leader das Gegenteil beweisen. Dennoch zeigt die Studie: Männer gehen häufiger als Frauen davon aus, ihre Positionen nicht in Teilzeit ausführen zu können. Dem stimmen 28 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen zu. Gemäß dem karriere.at-Arbeitsmarktreport weist das Berufsfeld „Führung, Management“ mit über 90 Prozent den größten Anteil an Vollzeitstellen auf, gefolgt von „Technik, Ingenieurwesen“ und „IT, EDV“. Die meisten Teilzeitstellen gibt es wiederum im Berufsfeld „Pharma, Gesundheit, Soziales“ (38 Prozent), gefolgt von „Coaching, Training“ und „Assistenz, Verwaltung“ (je 28 Prozent).
Dazu Konjovic: „Männer arbeiten in Vollzeitjobs, weil sie sagen, ihre Positionen nicht in Teilzeit ausführen zu können. So werden Führungspositionen und Jobs in männerdominierten Branchen häufig nur als Vollzeitpositionen ausgeschrieben. Um diese auch für Frauen attraktiver zu machen, sind Arbeitgeber gefordert, flexibel bei der Arbeitszeitgestaltung zu sein, etwa durch Jobsharing-Modelle, wo zwei Führungskräfte in Teilzeit sich eine Position teilen.“ (ere)