Geschätzte Superreiche

Vermögen sind ungleich verteilt. Wie ungleich, lässt sich halt schwer feststellen.

Wahlkampf geht so: Man nimmt eine Nationalbankstudie, die anhand von Umfragen die Vermögensverteilung im Land beschreibt. Weil diese nicht ganz das (für die Einführung einer Vermögensteuer) gewünschte Ergebnis bringt, erklärt man die dafür Befragten einfach zu Lügnern und beauftragt eine Uni, per „Studie“ jetzt wirklich herauszufinden, wie denn die Vermögen verteilt sind.

Mangels Daten muss man leider wild herumschätzen und hochrechnen, bis das vom Auftraggeber Arbeiterkammer gewünschte Ergebnis vorliegt. Natürlich schön wissenschaftlich unter Zuhilfenahme vieler Zitate und der (international durchaus anerkannten) Pareto-Methode. Das Ergebnis sieht, weil es auf der Hochrechnung von auf Schätzungen basierenden Schätzungen beruht, trotzdem verdammt nach Hausnummernsammlung aus. Aber wenigstens schön zu sehen, womit sich heute im Wissenschaftsbereich Geld verdienen lässt.

Übrigens, aus der in der Studie ausgiebig bemühten Pareto-Verteilung lässt sich noch ein interessanter Aspekt ableiten: Selbst wenn Robin Hood allen Reichen alles nehmen und unter den Armen so verteilen würde, dass jeder exakt gleich viel Vermögen hätte, würden wir nach der eisernen 80:20-Pareto-Regel in einigen Jahren wieder dort stehen, wo wir jetzt sind: 20Prozent hätten wieder 80 Prozent des Vermögens. Die einzige Möglichkeit, kleine Vermögen zu erhöhen, bestehe darin, den Gesamtkuchen zu vergrößern, hat Pareto postuliert. Aber das eignet sich für einen Reichensteuerwahlkampf leider weniger.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Immobilien

In Österreich leben 78.000 Millionäre

In Österreich, Deutschland und in der Schweiz gab es im Vorjahr über eine Million Euro-Millionäre. Es sind um 80.000 mehr als 2011. Ihr Vermögen stieg um 9,2 Prozent.
International

Südländer reicher als Deutsche und Österreicher

Die deutsche Bundesbank ermittelte die mittleren Vermögen der Haushalte mit dem Medianverfahren. Dabei liegen Spanien und Italien deutlich voran.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.