Energiediskussion: Warum sich Finanzierbarkeit und Umweltverträglichkeit nicht ausschließen.
Die Energiediskussion hat nicht zuletzt durch die Insolvenz des Biomassekraftwerks in Güssing wieder neuen Antrieb erhalten. Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen der Betreiber und der Politik bleiben da nicht aus. Seitens der Biomasse-Befürworter wird nun jedes erdenkliche Argument pro Biomasse ins Treffen geführt. Kein Wunder also, dass der Klimawandel und die vermeintlichen CO2-Emissionen von fossilen Brennstoffen wieder herhalten müssen, um einen Umstieg auf erneuerbare Energien zu propagieren.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass die Emissionen von Biomasse wesentlich höher sind als die Emissionen von fossilen Energieträgern. Das stimmt sogar für die stets herangezogenen CO2-Emissionen: Ölheizungen emittieren mit durchschnittlich 0,27kg CO2/kWh weniger Kohlenstoffdioxid als Holzheizungen mit knapp 0,37kg CO2/kWh.
Beim Feinstaubausstoß wird der Unterschied noch deutlicher: Selbst die modernste Pelletsheizung emittiert bis zu 1200 Mal mehr Feinstaub als Ölheizungen. Deshalb ist auch die Forderung eines „raschen und radikalen Umstiegs auf erneuerbare Energien“, wie kürzlich von einem früheren Vertreter des Biomasseverbands gefordert wurde, absurd. Denn hier stellen sich schon die nächsten Fragen: Wie soll das finanziert werden? Will man Hausbesitzer vielleicht dazu verpflichten, 20.000 Euro für die Umstellung des Heizsystems aufzubringen, obwohl die Sanierung der bestehenden Heizung sinnvoller und wesentlich kostengünstiger wäre?
Aufwand klein, Wirkung groß
Bleiben wir gleich beim Thema Kosten, die im Raumwärmebereich einen wesentlichen Faktor darstellen. Moderne Öl-Brennwertgeräte sind vergleichsweise kostengünstig und werden von der Österreichischen Mineralölwirtschaft mit bis zu 5000 Euro gefördert. Und genau diese Förderung steht gern im Kreuzfeuer der Kritik. Dabei hilft die Initiative Heizen mit Öl jährlich 5000 bis 6000 Haushalten, mit geringem Aufwand von alten Ölkesseln auf technisch hoch entwickelte, effiziente Geräte umzusteigen. Etwa 85Prozent der getauschten Ölkessel sind 20 Jahre oder älter. Eine aufwendige Gebäudesanierung oder der Einbau eines neuen Heizsystems wäre für viele Familien schlichtweg nicht leistbar. Bis einschließlich 2016 ist durch die Heizungserneuerung eine kumulierte Einsparung von rund 2100 GWh zu erwarten, das entspricht der gesamten österreichischen Windkraftproduktion. Die International Energy Agency hat die Nachhaltigkeit und Effizienz des Förderprogramms kürzlich sogar ausgezeichnet – als einzige Energieeffizienzmaßnahme in Österreich.
Plädoyer für Energiemix
Erneuerbare Energien haben natürlich ihre Berechtigung. Sie sind Teil des österreichischen Energiemix, der für eine sichere und leistbare Energieversorgung steht. So wichtig die Nutzung alternativer Energiequellen für die Zukunft ist, so wichtig bleiben die fossilen Brennstoffe für die kommenden Jahrzehnte. Denn auf absehbare Zeit werden alternative Energieformen nicht jene technologischen Quantensprünge machen, um den Energiebedarf hierzulande decken zu können. So hat zuletzt auch der Salzburger Energielandesrat, Josef Schwaiger, darauf hingewiesen, dass das Potenzial von Wasserkraft und Biomasse fast ausgereizt ist. Steigerungen sind kaum mehr möglich. Entscheidend ist jetzt, aktuelle Einsparungspotenziale zu nutzen, um die Umwelt sowie die Haushalte zu entlasten.
Denn die günstigste und sauberste Energie ist jene, die gar nicht erst verbraucht wird.
Mag. Martin Reichard ist Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Öltechnik (IWO-Austria).
E-Mails an: debatte@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2013)