Buben getötet? Experten zweifeln an "Todespython"

Todespython Kanada eingeschlaefert
Todespython Kanada eingeschlaefert(c) Reuters (Tim Jacques)
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In Kanada soll eine Riesenschlange zwei Buben erwürgt haben. Experten zweifeln an der Geschichte. Die Behörden veranlassten nun die Tötung des Tieres.

Ein fast fünf Meter langer Python, der zwei schlafende Buben in Kanada erwürgt haben soll, ist auf Anweisung der Behörden eingeschläfert worden. Der Kadaver soll jetzt untersucht werden, um die Ermittlungen zu unterstützen. Wie die Zeitung "USA Today" am Dienstag berichtete, werden auch die Leichen der vier und sechs Jahre alten Brüder von Gerichtsmedizinern untersucht.

Die Buben waren am Montagfrüh (Ortszeit) tot in einer Wohnung in der Kleinstadt Campbellton in der ostkanadischen Provinz New Brunswick gefunden worden. Die beiden hätten bei einem Freund übernachtet, dessen Vater eine unter der Wohnung gelegene Reptilien-Handlung betreibt.

Die Polizei war zunächst davon ausgegangen, dass die rund 45 Kilogramm schwere Schlange, ein aus Afrika stammender Nördlicher Felsenpython, in der Nacht aus dem Laden entwichen und über das Lüftungssystem in die Wohnung gekrochen war. Am Dienstag gaben die Behörden bekannt, dass die Schlange in einem bis an die Decke reichenden Glasbehälter in der Wohnung gelebt hatte. Sie sei von dort vermutlich über ein Loch in der Decke in einen Lüftungsschacht gekrochen und in ein darunterliegendes Zimmer gefallen.

Mehrere Fragezeichen hinter der Attacke

Doch es gibt auch Zweifel an der Schlange als Täter. Denn dass ein Python Menschen angreift, die schlafen, gilt unter Schlangen-Experten als unwahrscheinlich. Michael Mitic, Direktor im Wiener Haus des Meeres, erklärt gegenüber DiePresse.com: "Fakt ist, wenn eine Schlange versucht, jemanden zu ersticken, dann macht sie das, weil sie Beute machen will." Dazu verbeiße sie sich aber in das Opfer während sie ihren Körper um den ihres Opfers schlingt. Das würde bedeuten, dass bei einer Obduktion der toten Buben Bissspuren zu finden sein müssten. Die Kinder wären aber auch zu groß, um überhaupt ins Beuteschema des Pythons zu passen. Es müssten schon Neugeborene sein, um von der Größe her für die Schlange als Beute in Frage zu kommen, erklärt Mitic.

In der "Washington Post" wird ein Experte zitiert, der meinte, die Schlange könnte sich erschreckt haben, als sie durch die Decke auf die Buben fiel. Sie hätte sich an das geklammert, worauf sie landete - eben jene zwei Buben. Für Mitic kein realistisches Szenario, auch wenn er betont, die Szene aus der Ferne nur schwer beurteilen zu können. "Bei Angst beißt er einfach." Und noch etwas lässt Mitic an der Geschichte zweifeln, wie sie in den Medien transportiert wird. Selbst wenn der Python zu würgen begann, warum sollte er beide Buben attackieren?

Und Mitic steht mit seiner Einschätzung nicht alleine da. Internationale Herpetologen stimmen ihm zu. "Es klingt sehr, sehr seltsam. Die Tatsache, dass wir nicht wissen, ob es einen Beweis gibt, dass auch nur ein Kind gebissen wurde", betont auch der Südafrikaner Johan Marais in der "National Post". Pythons würden nicht sehr oft auf Beutefang gehen, nur ein paar Mal im Jahr. Schlangen in Gefangenschaft, wie jene in Kanada, seien aber häufig überfüttert. "Schlangen töten nicht zum Spaß", sagt Marais. "Ich werde ihnen jetzt nicht sagen, dass es unmöglich ist, aber es wäre wirklich ungewöhnlich für eine Schlange nicht zu beißen, aber zu würgen. Und es ist ungewöhnlich, dass es zwei Opfer und nicht nur eines gibt."

Der Geruch von Ziegen

Eine mögliche Erklärung für die Attacke der Schlange könnte der Geruch der Buben gewesen sein. Der Großonkel der Familie erklärte, dass die beiden Brüder mit der Familie ihres Freundes den Tag mit vielen Kleintieren, darunter auch Ziegen, verbrachten. "Wenn eine Schlange ein sich bewegendes Tier sieht, das Wärme abgiebt und wie eine Ziege riecht, was ist es? Es ist eine Ziege", sagte der Reptilien-Experte des Zoos von Ottawa, Paul Goulet, gegenüber der Onlineausgabe der britischen Zeitung "The Guardian".

Archivbild eines Felsenpythons
Archivbild eines Felsenpythons(c) REUTERS (HANDOUT)

(APA/dpa/Red.)

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