Anklage nach "Hummer"-Fahrt: Österreicher streitet ab

Der Hummer und das Motorrad des Polizisten am Tatort in Apatfalva
Der Hummer und das Motorrad des Polizisten am Tatort in Apatfalva (c) EPA
  • Drucken

Der Salzburger Rechtsvertreter des 35-jährigen Beschuldigten hofft auf einen Freispruch von der "vorsätzlicher Tötung". Ein Video soll ihn entlasten.

Eine Verfolgungsjagd mit der Polizei durch Ungarn, ein Polizisten mit dem Geländewagen der Marke "Hummer" niedergefahren - das wird einem 35-jährigen Österreicher in Ungarn angelastet. Im Oktober des Vorjahres spielten sich diese Szenen ab, ab 22. Oktober dieses Jahres wird er wegen Mordes in Szeged vor Gericht stehen. Neben dem ungarischen Anwalt Janos Buza hat sich der Österreich auch heimischen Rechtsbeistand geholt - in Person des Salzburger Juristen Martin Kocher.

Kocher erklärt, dass sein Mandant alle drei Vorwürfe der Anklage - "Tötung einer öffentlichen Person", "bewaffnete und fortlaufend ausgeübte Gewalt" gegen andere Polizisten und "Gefährdung des Straßenverkehrs" bestreitet.

Der Mechaniker aus Kärnten - er wohnte vor seiner Verhaftung in Salzburg - soll am 11. Oktober 2012 in der südungarischen Ortschaft Apatfalva mit seinem Geländewagen des Typs "Hummer" bei einer Fahrzeugkontrolle einen Motorradpolizisten absichtlich überfahren haben. Der 34-jährige Beamte, Vater von drei Kindern, verstarb noch im Hubschrauber auf dem Weg ins Krankenhaus.

Mit Schüssen gestoppt

Der Österreicher wurde schließlich mit vier Schüssen gestoppt, die Kollegen des Motorradpolizisten auf ihn abgegeben haben. Die Projektile haben den Hummer-Fahrer nicht lebensgefährlich verletzt. Gegen seine Festnahme soll er sich heftig gewehrt haben.

Ende Mai wurde in Ungarn Mordanklage gegen den gebürtigen Villacher erhoben. "Er bestreitet eine vorsätzliche Tötung", sagte Kocher. Der Österreicher sei zuvor von einem zweiten Motorradpolizisten mit Pfefferspray attackiert worden und deshalb unkontrolliert weggefahren. "Er ist in Panik geraten. Es war kein zielgerichtetes Wegfahren." Sein Mandant habe eine "willensunabhängig gesteuerte Handlung" gesetzt, formulierte es der Jurist.

Video sorgt für verschiedene Interpretationen

Von dem Pfefferspray-Einsatz gebe es Videoaufnahmen mit einem Handy, die bei dem Prozess zur Entlastung des 35-Jährigen vorgelegt würden, sagte Kocher. Die Aufnahmen stammten von einem anderen Hummer-Fahrer, der mit dem Österreicher unterwegs war. Das Video zeige, dass der zweite Motorradpolizist mit seinem Arm in das Cockpit des Wagens des Österreichers gegriffen habe, daraufhin habe sich der Hummer in Bewegung gesetzt und den 34-jährigen Motorradpolizisten überfahren.

In der Anklageschrift wird diese "Pfefferspray-Attacke" aber nicht erwähnt. Ein Polizist hätte gegenüber Ermittlern zwar einen Pfefferspray erwähnt, dieses  sei laut dem Beamten aber erst eingesetzt worden, nachdem sein Kollege von dem Beschuldigten überfahren worden war. Die ungarische Staatsanwaltschaft geht in der Anklage davon aus, dass der zweite Motorradpolizist die Fahrertüre des Geländewagens öffnen wollte. Weil ihm das nicht gelungen sei, habe er versucht, mit einem Ellbogen das Fenster der Türe einzuschlagen. In diesem Moment sei der Angeklagte mit hoher Geschwindigkeit davongefahren, heißt es.

Und obwohl der Österreicher schon angeschossen und verletzt worden war, habe er versucht, mit einem Messer Polizisten zu attackieren, lautet der weitere Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

"Hat niemanden mit Messer attackiert"

Verteidiger Martin Kocher ortet einige Ungereimtheiten in der Anklage. Er hofft auf einen Freispruch vom Vorwurf der vorsätzlichen Tötung. Dass der Österreicher mit einem Messer auf Polizisten losgegangen sei, weist der Beschuldigte ebenfalls vehement zurück. "Er hat niemanden mit einem Messer attackiert", sagte sein Salzburger Verteidiger. "Unser Part in der Causa ist, zu schauen, dass alles in richtige Bahnen gelenkt wird und wie es nach der Verhandlung weitergeht, welche Möglichkeiten der Auslieferung es gibt."

Bei einer Verurteilung im Sinne der Anklage droht dem Mechaniker eine Strafe von zehn bis 20 Jahren oder sogar lebenslang. Als weitere Prozesstage sind der 24., 29. und 31. Oktober angesetzt.

Auf einen Blick

Der Angeklagte befand sich an jenem 11. Oktober 2012 auf dem Heimweg von einem Hummer-Treffen in Rumänien. Er wurde von drei Männern begleitet, die ebenfalls am Steuer eines Geländewagens saßen. In Apatfalva wurden die Lenker wegen Überschreitens der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von zwei Polizisten gestoppt. Als einer der beiden die Papiere des Österreichers kontrollieren wollte, soll dieser davongerast sein. Die Polizisten forderten zu seiner Verfolgung Verstärkung an. Dabei soll der Beschuldigte dann jenen Polizisten überfahren haben, der sein Motorrad an einer Kreuzung quer gestellt hatte, um den Österreicher aufzuhalten.

Ab 22. Oktober steht der Mann vor Gericht. Ihm wird "Tötung einer öffentlichen Person", "bewaffnete und fortlaufend ausgeübte Gewalt" gegen andere Polizisten und "Gefährdung des Straßenverkehrs" vorgeworfen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

HummerProzess Zeugen Polizisten sagen
Weltjournal

"Hummer"-Prozess gegen Kärntner: Polizist sagt aus

Der Villacher soll einen ungarischen Polizisten überfahren haben. Dessen Kollege räumte nun ein, vor der Tragödie den Angeklagten mit Pfefferspray attackiert zu haben.
POLIZISTEN UeBERFAHREN: MORDPROZESS GEGEN KAeRNTNER IN SZEGED EROeFFNET
Weltjournal

Prozess: Mit "Hummer" Polizisten in Ungarn überfahren

Der 35-Jährige gebürtige Villacher wurde in Ketten und angeleint vor Gericht gestellt. Er verweigerte die Aussage vor Gericht.
Mit diesem Geländewagen der Marke "Hummer" überfuhr der gebürtige Kärntner einen ungarischen Polizisten.
Weltjournal

Hummer-Amokfahrt: Pfefferspray-Attacke durch Polizei?

Ein Video der Szene zeigt eine andere Situation, als von der ungarischen Polizei beschrieben. Möglicherweise hat der Fahrer nichts gesehen.
Am 11. Oktober 2012 überfuhr ein Österreicher mit seinem Hummer einen ungarischen Verkehrspolizisten.
Weltjournal

Österreichischer Raser wartet in Ungarn auf Verhör

Der Fahrer eines Hummer-Geländewagens hat eine Polizei-Straßensperre durchbrochen und dabei einen Polizisten getötet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.