Finanz nimmt weitere Grasser-Konten unter die Lupe

Former Austrian Finance Minister Grasser talks to the media as he arrives at court in Vienna
Former Austrian Finance Minister Grasser talks to the media as he arrives at court in ViennaREUTERS
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Es geht um Barzahlungen in Höhe von 1,6 Mio. Euro. Grasser soll während seiner Zeit als Finanzminister zu Weihnachten und zum Geburtstag Geld-Geschenke von seinen Eltern bekommen haben.

Neben dem berüchtigten Schwiegermutter-Geld hat die Polizei weitere Einzahlungen auf Konten des Ex-Finanzministers Karl-Heinz Grasser unter die Lupe genommen, berichtet das "Format". Das Geld soll diesmal nicht von der Grassers Schwiegermutter stammen, sondern von seinen Eltern und seiner Frau Fiona Pacifico Griffini-Grasser - unter anderem für die gemeinsame Hochzeit. Die Finanz und die Polizei bezweifeln das allerdings. Das Magazin bezieht sich auf Berichte des Bundeskriminalamts und der Großbetriebsprüfung Wien. Für Grasser-Anwalt Manfred Ainedter ist das "alter Wein in neuen Schläuchen".

Bisher waren vor allem von jenen 500.000 Euro die Rede, die Grasser für seine Schwiegermutter mittels Geldtransfer in bar über die Schweizer Grenze veranlagt haben will. Dem Magazinbericht zufolge geht es aber um wesentlich mehr Bargeld aus unbekannten Quellen - und zwar um 1,6 Millionen Euro. Das Bargeld solle in mehr als 20 Tranchen auf Grasser-Konten beziehungsweise ihm nahestehenden Briefkastenfirmen gelandet sein - rund die Hälfte davon während seiner Zeit als Finanzminister.

"In Bezug auf die vorliegenden Konten wurden von der Betriebsprüfung (vierzehn) nicht nachvollziehbare Bareingänge festgestellt", heißt es "Format" zufolge in einer Aufforderung des Finanzamts an Grasser vom 26. Jänner 2012.

200.500 Euro von Ehefrau Fiona

Eine Bareinzahlung vom 27. Februar 2006 über 149.000 Euro sei in Grassers Stellungnahme, verfasst vom Steuerberater Ernst & Young am 5. März 2012, als Rückerstattung der "Kosten der gemeinsamen Hochzeit und Bezahlung weiterer Rechnungen" durch seine Ehefrau erklärt worden. Für die Ermittler bleibt laut "Format" ungeklärt, warum die Rechnungen für Catering, Musik und Co. vier Monate nach der Hochzeit, die am 22. Oktober 2005 stattfand, refundiert wurden. "Bareinzahlungen der Jahre 2006 und 2007 über insgesamt 51.500 Euro" seien gegenüber der Finanz als "Beiträge zur gemeinsamen Lebensführung und -erhaltung durch Fiona Pacifico Griffini-Grasser" tituliert worden. Insgesamt soll sie ihrem Ehemann in zwei Jahren 200.500 Euro in bar übergeben haben. Die Swarovski-Erbin entschlage sich "aus Familienräson" der Aussage.

Auch von seinen Eltern will Grasser Geld bekommen haben. "Folgende Einzahlungen stellen steuerfreie Sparbuchschenkungen sowie Gelegenheitsgeschenke von Karl und Christa Grasser dar", zitiert "Format" aus dem Ernst&Young-Schreiben an das Finanzamt. Es gehe um 72.672,83 Euro ("Schenkung eines Sparbuchs") sowie ein "Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk" (15. Jänner 2004) und ein "Hochzeitsgeschenk" (18. Oktober 2005) über je 10.000 Euro Cash.

Ainedter: "Strafrechtlich irrelevant"

"Das sind alles uralte Ermittlungsergebnisse", meinte dazu Grassers Anwalt Ainedter am Donnerstag auf APA-Anfrage. Grasser habe die Herkunft der Gelder "ganz genau nachgewiesen". Seine Eltern hätten die Geschenke belegt. "Das ist alles vollkommen aufgeklärt und strafrechtlich völlig irrelevant", sagte Ainedter. Auf die Frage, warum Grassers Ehefrau dazu schweigt, meinte der Rechtsvertreter: "Sie hat sich generell der Aussage entschlagen, weil sie mit dem ganzen nichts zu tun hat. Das ändert nichts daran, dass sie ihm das Geld gegeben hat."

Das "Format" zitiert weiters aus einem Polizeibericht vom April 2012, der sich mit einem Konto bei der Hypo Investment Bank (HIB) Liechtenstein befasst, auf dem ein Teil der Buwog- und Terminal-Tower-Provisionen gelandet sein sollen: "Von 24. Februar 2006 bis 29. September 2008 (wurden) vom Konto der HIB Liechtenstein Nr. 800.415, welches nach den bisherigen Ermittlungen Mag. Karl-Heinz Grasser zuzuordnen ist, ein Betrag von insgesamt 624.000 Euro in 16 Tranchen bar abgehoben. Es konnte bisher nicht nachvollzogen werden, was mit dem Geld geschehen ist."

(APA)

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