„Alles komplett verwüstet“

Der tödliche Mix, der zur Feuerkatastrophe auf Hawaii führte

Als hätte eine gewaltige Bombe eingeschlagen. Die zerstörte Stadt Lahaina.
Als hätte eine gewaltige Bombe eingeschlagen. Die zerstörte Stadt Lahaina.APA/AFP/Patrick T. Fallon
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Unzählige Menschen starben bei verheerenden Buschbränden auf Maui. Überlebende schildern, wie sie nur knapp dem Feuer entkommen sind: „Ich schnappte meinen Pass und meinen Hund und stieg in meinen Wagen.“

Es sind Bilder wie aus einem Kriegsgebiet. Ganze Häuserzeilen sind dem Erdboden gleichgemacht. Dazwischen stehen ausgebrannte Ruinen, verkohlte Baumstämme ragen in die Höhe. „Es sieht aus, als wäre eine Bombe in Lahaina detoniert. Alles hier im Stadtzentrum ist komplett verwüstet“, schildert CNN-Reporter Bill Weir. Der Journalist des US-Senders berichtet aus dem Zentrum der Katastrophe, die über die zum Bundesstaat Hawaii gehörende Insel Maui hereingebrochen ist. Massive Busch- und Waldbrände haben auf der Insel im Pazifik getobt. Und am schlimmsten wütete das Feuer in Lahaina.

Die kleine Küstenstadt mit 13.000 Einwohnern war einst ein bedeutendes Zentrum des Walfangs in der Region. Lahainas Altstadt steht unter Denkmalschutz. Doch davon ist nun nichts mehr übrig geblieben. All die wichtigen Bauwerke seien total zerstört, erzählt CNN-Reporter Weir. „Das Feuer kam so rasch, dass ganze Häuser in wenigen Minuten in Flammen standen.“

Grafik: Die Presse/GK

Am Freitag meldeten die Behörden, dass mindestens 55 Menschen ums Leben gekommen seien. 1000 Personen wurden aber nach wie vor vermisst. 11.000 Haushalte in Maui waren ohne Strom. Tausende Bewohner verloren ihr Dach über dem Kopf.

„Da waren Leute, die schrien“

Einer davon ist Cole Millington. Er schildert CNN, wie er nur knapp dem Feuer entkommen ist. „Es gab keine Evakuierungsaufforderung. Aber wir sahen eine gewaltige Wolke aus schwarzem Rauch“, berichtet er. Das Feuer kam näher. „Wir liefen alle zu unseren Autos, mit allem, was wir gerade noch mitnehmen konnten.“ Das war nicht viel. „Ich schnappte meinen Pass und meinen Hund und stieg in meinen Wagen.“ Erst im Auto habe er eine Evakuierungsnachricht erhalten. „Da war die Warnung schon sinnlos.“

Als er über die Hauptstraße davonfuhr, sah er Telefonmasten und Bäume, die auf der Fahrbahn lagen. „Da waren Leute, die schrien. Niemand hat uns gesagt, wohin wir fliehen oder was wir tun sollen.“ Millington konnte sein Leben retten. Seine Wohnung und sein Geschäftslokal existieren aber nicht mehr.

Mittlerweile sei das Feuer auf der Insel zu 80 Prozent unter Kontrolle, gaben die Behörden am Freitag bekannt. Völlig gebannt ist die Gefahr aber nicht. Die Löscharbeiten gingen noch weiter. Der Kampf gegen die Flammen ist nicht einfach. CNN listet eine Reihe von Gründen auf, warum die Brände so außer Kontrolle geraten konnten. Es ist ein verheerender Mix aus mehreren Ursachen: Eine davon ist die Dürre, die Hawaii in der vergangenen Woche heimgesucht hat. In der ausgetrockneten Vegetation findet das Feuer genügend Nahrung, um sich rasch ausbreiten zu können. Vor allem neue Arten von Gräsern, die sich auf den Inseln breitgemacht hätten, würden die Brände begünstigen, sagt Clay Trauernicht von der University of Hawaii in Manoa.

Trockenheit und Winde

Auch der Hurrikan Dora, der zuletzt durch die Region fegte, trug zur Katastrophe bei. Zwar zog er rund 800 Kilometer südlich von Hawaii durch. Doch in Kombination mit einem Hochdrucksystem im Norden seien „sehr starke und zerstörerische Winde“ entstanden, meldet der Nationale Wetterdienst. Sie fachten die Brände weiter an. Zugleich fehlte es auf den zahlreichen Inseln Hawaiis an Ressourcen für eine organisierte Brandbekämpfung.

Nun werden zusätzliche Rettungseinheiten aus den USA eingeflogen. Darunter auch Hilfstrupps mit Hunden. Sie sollen in den verkohlten Trümmern von Lahaina auch nach den Leichen derer suchen, die es nicht mehr rechtzeitig hinausgeschafft haben.

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