Morgenglosse

Wer hat Angst vor Donald Trump?

Donald Trump am Sonntag in seinem Golfclub in New Jersey
Donald Trump am Sonntag in seinem Golfclub in New JerseyTIMOTHY A. CLARY
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Die Staatsanwälte sehen den „Orange Man“ reif für die orangefarbene Gefängnistracht. Doch in den Umfragen liegt der Ex-Präsident Kopf an Kopf mit Joe Biden.

Als Donald Trump am Montag kurz vor Mitternacht in Georgia zum Angeklagten wurde, schien das fast wie eine Routinehandlung. Journalisten waren da, ja, doch der große Trubel, der blieb aus. Die neue Realität in den USA heißt: Auch aus Ex-Präsidenten können Angeklagte werden.

Innerhalb von fünf Monaten wurde Trump vier Mal angeklagt, in jedem der Fälle geht es um schwerwiegende Vorwürfe. Schmiergeldzahlungen, Geheimnisweitergabe, versuchte Wahlbeeinflussung. Verschwörung, Bruch des Amtseids, Bildung einer kriminellen Organisation. Seine Gegner bespötteln Trump gern als Orange Man. Die Staatsanwälte in New York und Georgia und die Ermittler des Justizministeriums sehen ihn längst reif für die orangefarbene Gefängniskleidung. 91 Straftaten werden Trump aktuell von der Justiz vorgeworfen. Zivilrechtliche Verfahren nicht mit eingerechnet.

Zahlen mögen die Dinge quantifizieren. Doch im Falle Trumps führen sie auch weg von der Realität. Man vergisst, wie aufgeheizt und paranoid die Zeit im Winter 2020 war, nach der Präsidentschaftswahl, die Trump verlor. Tag ein, Tag aus beschallte der damalige Präsident die Amerikaner durch sein Twitter-Megafon: Die von ihm verlorene Wahl sei „gestohlen“ worden, „manipuliert“, schimpfte Trump da. Er wandte sich sogar gegen seinen Vize, Mike Pence, als der sich anschickte, Joe Bidens Wahlsieg offiziell zu machen – all das, während Anhänger Trumps das Kapitol in Washington stürmten. Fünf Menschen starben damals.

Trump nimmt mittlerweile wieder Anlauf auf eine zweite Amtszeit. Ungehindert von Prozessen, möglicherweise auch von Verurteilungen, will er zurück ins Weiße Haus. Seinen Wählern scheint das bislang zu gefallen, und Republikaner haben nicht unrecht, wenn sie meinen, dass die Amerikaner selbst entscheiden müssten, ob sie Trump wieder an der Staatsspitze sehen wollen, Anklagen hin oder her. In den Umfragen liegen Biden und Trump jedenfalls im Moment Kopf an Kopf. Die Wahl 2020 bezeichnet Trump bis heute als eine „große Lüge“. Auch gestern wiederholte er den Vorwurf, als er auf die neue Anklage in Georgia reagierte. Dass er am Montag kommender Woche seinen eigenen „endgültigen Bericht“ zur Wahl vor drei Jahren vorlegen will, ließ Beobachter aufstöhnen. Die Erinnerungen, sie kommen möglicherweise wieder.

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