Boom ohne Town

Kittsee
KittseeWolfgang Freitag
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Kittsee: ein Dorf an der Grenze, das einem absehbaren Ende in allmählicher Verödung entgegendämmert? Das war einmal. Heute kann man sich „schnellstwachsende Gemeinde Österreichs“ nennen. Wenn die Bevölkerungsvermehrung „Dobrý deň!“ sagt: Nachrichten aus dem fernsten Osten der Republik.

Chikago ist nicht einmal800 Meter lang. Nächst dem Friedhof von Kittsee streckt sich das gleichnamige Asphaltband Richtung Nordwesten, und dass es sogar auf beiden Straßenseiten über einen Gehsteig verfügt, gibt ihm in diesem Umfeld eine Ahnung von Weltläufigkeit. Wolkenkratzerschluchten sucht man hier zwar vergebens, aber die Querungen sind nach nordamerikanischer Straßensitte sorgsam durchnummeriert, von „Chikago 1. Gasse“ bis Chikago, die siebente. Dass die allesamt nach wenigen Metern vor Zäunen, Hütten, Gärten enden, ist womöglich nur eine Frage der Zeit: weisen sie doch, so wie sie sind, stracks Richtung Pressburg, und wen dürfte es wundern, wenn sie dereinst die paar Kilometer überwinden, die das Dorf Kittsee heute noch von der slowakischen Halb-Millionen-Kapitale trennen.

Seinen Namen verdanke Straßenzug samt zugehörigem Ortsteil, so will's die lokale Fama, einem Auswanderer der Zwischenkriegszeit, den bei seiner Rückkehr aus dem reichen transatlantischen Westen das bisserl Bautätigkeit hinter der heimischen Hutweide an das rasende Wachsen der Boomtown am Lake Michigan gemahnt haben soll. Dazu braucht's ein gutes Stück Fantasie. Mittlerweile ist das Chikago von Kittsee schon ziemlich in die Jahrzehnte gekommen. Dafür platzen neuerdings anderweitig rund um den Flecken Immobilien verschiedenster Art aus dem Steppenboden: Ein Einkaufszentrum, Einfamilienhauskolonien, Reihenhaussiedlungen und das derzeit nur auf dem Papier bestehende Projekt eines „Seeparks“ an einem Schotterteich lassen das vormals homogene Ortsgefüge in alle Richtungen ausfransen.

Denn Kittsee heute ist längst nicht mehr ein Dorf, aus dem ein Mangel an wirtschaftlichen Optionen die Bevölkerung – und insbesondere die Jugend – in die Ferne treibt. Im Gegenteil: Das zweite Jahr in Folge kann man sich mit dem Etikett „Schnellstwachsende Gemeinde Österreichs“ schmücken. Vorbei die Tage, da man hier im Grenzland die Stunden zählen zu können meinte, bis sich das Gemeinwesen in eine Art Altersheim ohne Portier gewandelt haben würde. Durch den Schlosspark werden Kinderwagen geschoben, der Kindergarten muss erweitert werden, ein baldiger Ausbau der Volksschule wird nicht zu vermeiden sein.

Wem die wunderbare Bevölkerungsvermehrung zu danken sei, ist schnell geklärt: Sie grüßt durchwegs „Dobrý deň!“. Von den derzeit 2500 Kittseern gilt geschätzten 800 Slowakisch als Muttersprache, und ein Ende des Zustroms ist vorerst nicht in Sicht. Vom Sterben der Dörfer ist keine Rede mehr, dafür viel davon, ob denn das mit dem Wachstum nicht doch ein wenig zu schnell gegangen sei. Nicht dass sich jemand herbeiließe, einer guten alten Eisernen-Vorhang-Zeit nachzuweinen, aber ruhiger und gemütlicher war's halt schon, damals, als hinter Kittsee die Welt, wie wir sie kannten, zu Ende war.


Die Einwohner von Pama sind die „Krowoten“, die Wolfsthaler sind die „Kropferten“, die Hundsheimer sind die „Kolibuttn“, will sagen „die Kalkbauern, die haben Kalk gebrannt“, die Gattendorfer die „Zigeuner“ und so weiter und so fort kreuz und quer durch alle Dörfer der Umgebung. Konrad Frey kennt sich aus im Ostzipfel Österreichs, im Land um die Hundsheimer Berge, und für alle hier hat er Namen bereit, die ihm von Kindesbeinen an vertraut sind, irgendwo zwischen Klischee, Wirklichkeit und Häme. Vertraut ist dem pensionierten Baumeister auch jene Zeit, in der Pressburg zwar schon jenseits einer Grenze lag, aber trotzdem für die Kittseer noch Mittelpunkt der Region war. Konrad Frey, Jahrgang 1925, erinnert sich an Einkaufsfahrten in der Zwischenkriegszeit, Einkaufsfahrten in die nun nicht mehr ungarische, sondern tschechoslowakische Stadt, Einkaufsfahrten, von denen man mit Bata-Schuhen oder Hemdenstoffen in die ärmliche Heimat zurückkehrte: „Die Schuhe, die haben wir vor der Grenze, bevor wir vom Zoll kontrolliert wurden, immer schmutzig gemacht, damit sie nicht so neu aussahen. Und die Hemdenstoffe haben wir um den Körper gewickelt, unter unsere Kleidung.“

Wenn er in seinem Wohnzimmer durch sein Fotoalbum blättert, dann steigen die Geschichten auf von einem Kittsee, das nicht im hintersten Eck, sondern mitten im Leben lag, als Vorort einer vormaligen Krönungsstadt der ungarischen Könige, der die junge tschechoslowakische Republik die Aufgabe als Wirtschaftsmotor der Osthälfte des Landes zugewiesen hatte. Und nicht einmal die Jahrzehnte des Kalten Kriegs konnten Herrn Freys Verbundenheit mit der Nachbarstadt trüben. Sicher, der kleine Grenzverkehr jener Tage beschränkte sich auf die Abwässer von Kittsee, die über die Pressburger Kläranlage entsorgt wurden, andererseits war es gerade diese grenzüberschreitende Beziehung via Kanalisation, die Frey, dem Bürgermeister der Siebzigerjahre, ein Dauervisum und damit permanent Zugang zu einer sonst nicht gar so zugänglichen Welt gewährte.

Das Jahr 1989 ist in diesem Kosmos der Kontinuitäten keine Zäsur: „Schaun Sie“, sagt Konrad Frey und richtet sich ein wenig auf in seinem kleinen Fauteuil, „im Anfang hat man gesagt: Das mit dem Eisernen Vorhang wird ewig dauern. Aber beim Hitler hat's auch nicht ewig gedauert.“


„Wenn ich daran denke, krieg ich noch immer Gänsehaut.“ Die Erinnerung an die Wende sitzt tief bei Helena Bakaljarová: „Für mich ist das ein großer Einschnitt in meinem Leben, und wenn ich davon höre, kommt alles wieder hoch.“ Die gebürtige Pressburgerin hat es schon früh über die Grenze getrieben – ins Ethnografische Museum, das im Schloss Kittsee einquartiert war: „Ich habe im Volkskundeinstitut in Bratislava gearbeitet, nach der Wende haben wir mit dem Ethnografischen Museum eine sehr intensive Zusammenarbeit gehabt, haben gemeinsame Ausstellungen organisiert. Ich habe hier Menschen kennengelernt, einige sind Freunde geworden.“

Das Ethnografische Museum ist seit 2008 Geschichte – nicht zuletzt ein Opfer jener Wende, die Helena Bakaljarová erst nach Kittsee gebracht hat: In Zeiten, da die Volkskunst Ost- und Südosteuropas mühelos wieder an Ort und Stelle aufgesucht werden konnte, hatte sich die Präsentation einer einschlägigen Sammlung gleich nebenan inhaltlich erledigt. Geblieben sind die menschlichen Beziehungen, die Frau Bakaljarová im Lauf der Jahre aufgebaut hat – und die sie letztlich zur Ortsansässigen gemacht haben: „Eines Tages habe ich ein altes Haus gesehen, das hat mir gefallen, meine Kinder sind erwachsen, denen habe ich meine Wohnung in Bratislava hinterlassen und lebe jetzt seit vier Jahren hier.“

Dass ihr Arbeitsplatz nach wie vor in der Slowakei liegt, ist kein Hindernis: Schließlich sei es nicht zuletzt die gute Verkehrsanbindung Richtung Slowakei, die viele slowakische Familien nach Kittsee übersiedeln lässt. „Von hier zur Stadtmitte von Pressburg sind es 15 Minuten mit dem Auto.“ Wohne man dagegen in einem Pressburger Außenbezirk, müsse man schon um halb sechs Uhr früh losfahren: „Sonst kommt man überhaupt nicht mehr in die Stadt.“

Dabei: Die kürzeste Verbindung von Kittsee zum slowakischen Nachbarn, die Pressburger Straße in den Stadtteil Petržalka, ist da noch gar nicht mitbedacht – die darf nicht Frau Bakaljarová und auch sonst so gut wie niemand nutzen. Durchfahrtsverbotsschilder lassen wenig Zweifel am Willen der Gemeindehüter. Der Grund: Man wolle eine unzumutbare Verkehrsbelastung im Ortsgebiet vermeiden. Was schwer gelingt, solange man den Verkehr nur anderweitig durch den Ort kanalisiert. Der Friedhof von Kittsee, an der Pressburger Straße gelegen, hat jedenfalls vorderhand Friedhofsruh. Samt der Polizeidienststelle vis-à-vis.


Die Konditorei Nagelreiter
lockt mit einem Dinkel-Gugelhupf. Der Juwelier Strass plakatiert: „Kaufe Bruch- und Altgold“. Im Kaufhaus Kahr ist man drauf und dran, den „Sale“ hinter sich zu bringen. Und was aus der „Dayli“-Filiale wird, ist abzusehen. Einkaufsidyll am Hauptplatz von Kittsee. Der Verkehr zieht an der Handvoll Geschäfte weit mehrheitlich vorbei, neuerdings Richtung „K1 Shopping“, Einkaufszentrum seines Zeichens, das seit Mai mit den bekannt anspruchsvollen Kollektionen eines „Takko“, „Kik“ und „Pagro Diskount“ um die Gunst einer vorwiegend slowakischen Klientel buhlt. Wie anders wäre es auch zu erklären, dass die Moderatorin der Eröffnung, aus Pressburg rekrutiert, die eigentlich Einheimischen als „unsere Freunde aus Kittsee“ adressierte, welchselbige sich im Gegenzug – wissen Augenzeugen zu berichten – nur ungern so unvermutet expatriiert sahen.

Eigentlich habe sie sich ja im „K1“ etwas „ein wenig Gehobeneres“ gewünscht, bekennt Eva Gruber-Hrebenarova. Vor drei Jahren ist die mit einem Österreicher verheiratete Slowakin samt Familie nach Kittsee übersiedelt: „Wir hatten davor nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Petržalka, unsere Straße war in Ordnung, aber auf Dauer...“, sagt sie, und wer die Sattelitenstadt-Türme im südlich der Donau gelegenen Pressburger Stadtteil kennt, weiß, auch ohne dass sie es sagt, was sie sagen will. „Als wir eine Wohnung gesucht haben“, fährt sie fort, „da war in Pressburg noch dieser Bauboom, da hätte eine attraktive Drei-Zimmer-Wohnung bis zu 300.000 Euro gekostet.“ Ihr Genossenschaftsreihenhaus hier in Kittsee sei dem Preis nach deutlich günstiger gewesen: 47.000 Euro als Baukostenzuschuss, rund 500 Euro Miete, nach zehn Jahren die Möglichkeit, das Haus zu kaufen. „Mietkauf: Dieses Modell existiert in der Slowakei überhaupt nicht.“

Sie weiß, dass viele ihrer Landsleute hier noch „keinen Kontakt zu den Einheimischen“ gefunden haben, doch das sei nicht nur eine Frage der Sprache: „Die Slowaken, die hierherziehen, das sind ja alles Stadtmenschen, viele Akademiker, auch Unternehmer.“ Da seien die Beziehungen zur ländlichen Bevölkerung rundum von vornherein nicht einfach. Und außerdem: „Es ist doch eine ziemliche Masse, die da in der jüngsten Vergangenheit zusammengekommen ist.“ Andererseits, was ist das schon, das knappe Viertel Slowaken, verglichen mit der kroatischen Volksgruppe, die sich über Jahrhunderte mit der deutschsprachigen hier die Waage hielt? Noch 1934 wies die Volkszählung für Kittsee einen kroatischen Anteil von fast einem Drittel aus. Und heute? So gut wie kein Kroatisch zwischen Klosteräckern und Blauem Kreuz. Nur das Telefonbuch weiß noch von einer Minderheit zu berichten, die irgendwann vielleicht sogar eine Mehrheit war.


Und wie ist das eigentlich mit den Juden von Kittsee? Von ihnen kündet heute nur mehr ein Friedhof. So sie nicht schon abgewandert waren, der wirtschaftlichen Not nach Ende des Ersten Weltkriegs gehorchend, wurden sie im April des „Anschluss“-Jahres in damals üblicher Handgreiflichkeit expediert. „Am Sederabend 1938 haben die Kittseer Nazis alle Juden aus den Häusern getrieben, Richtung Pressburger Straße, in den Hof der Gendarmerie“, berichtet Irmgard Jurkovich, Hauptschuldirektorin im Ruhestand und historisches Lokalgewissen. „Es war sehr kalt, die hatten nur das, was sie angehabt haben. Sie wurden mit Knüppeln geschlagen, verladen und im Niemandsland, auf einem Wellenbrecher mitten in der Donau, ausgesetzt.“

Von tschechischen Grenzsoldaten etliche Stunden später gerettet, wird die Gruppe alsbald an Ungarn weitergereicht, schließlich, so die Begründung der tschechoslowakischen Behörden, würden die Nazis andernfalls womöglich alle Juden in die Tschechoslowakei verbringen. Von Ungarn wiederum geht's gleich wieder zurück nach Kittsee. Und so kommt schon damals jener widerliche Kreislauf aus Ab- und Rück- und Weiterschiebungen in Gang, an den wir uns mittlerweile als selbstverständliche Praxis unseres Asylrechts weithin gewöhnt haben. Vorläufiges Quartier finden die Vertriebenen letztlich auf einem Schleppkahn, der in der Donau vor Anker liegt. Erst der mediale Wirbel, den unter anderem ein Bericht in der „New York Times“ nach sich zieht, setzt dem barbarischen Spiel ein Ende: Die meisten der Vertriebenen finden eine neue Heimat. Nur über die, die in Ungarn bleiben, berichtet Frau Jurkovich, über die „wissen wir leider nichts“: „Sind wahrscheinlich vernichtet worden.“


In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Einwohnerzahl der Region Bratislava fast verzehnfacht. Und es genügt ein Blick auf die Landkarte, um zu erkennen, dass eine Gemeinde wie Kittsee, quasi in Rufweite zur Pressburger Burg, nicht ferner vom Mittelpunkt der Metropole am Karpatenausläufer liegt als vormalige Vororte Wiens vom Stephansdom. Sieben Luftkilometer vom Innersten des Inneren, da finden sich hierorts Meidling, Hernals und ausgerechnet jenes Simmering, das Gabriele Nabinger, Chirurgin am örtlichen Krankenhaus und seit den Gemeinderatswahlen des Vorjahrs Bürgermeisterin, so gar nicht als Vorbild für ihr Kittsee gelten lassen will. Nein, „nicht Richtung Simmering“, sondern „Richtung Perchtoldsdorf“ solle es gehen, wenn es nach ihr geht, sagt sie, und hastig schiebt die Frau Doktor ein „Bitte nicht falsch verstehen!“ hinterher; schließlich ist es ihr ja mit ihrem Vergleich nicht darum getan, die armen Simmeringer zu vergrätzen, sie will nur illustrieren, dass man auch weiterhin „den dörflichen Charakter leben“ will und danach trachten, „dass Kittsee nicht zu sehr verstädtert“. Apropos Verstädterung: Die Kriminalität, sagt sie, die sei halt wirklich „ein reales Problem“. „Die älteren Herrschaften waren gewohnt, die Haustür offen zu lassen, die Autotür nicht zu versperren. Das geht alles nicht mehr.“ Die Verbrechensrate sei „enorm gestiegen“. Womit Frau Bürgermeisterin fraglos allgemein Zustimmung in ihrer Gemeinde finden dürfte – und wohl auch sonst überall im Lande.

Nur nicht bei der Polizei. Die lässt in einer „Information“, ausgehängt vor dem Gemeindeamt, ihren Landespolizeidirektor von „einem leichten Rückgang der angezeigten Straftaten“ berichten. Aber Hand aufs Herz: Was weiß schon die Polizei?

Samstagnachmittag
in der Steinfeldsiedlung. Andachtsvolle Stille. Seit Monaten ist die slowakische Neubauenklave bezogen, doch erst seit wenigen Wochen der Zubringer zur Bundesstraße asphaltiert. „Die in der Steinfeldsiedlung“, das sind die neuen Parias der Gemeinde. „Wenn die Leute ein bisschen mehr verteilt wären“, meint Helena Bakaljarová, „dann könnte man sich sehen, grüßen, kennenlernen. Aber wenn auf einmal ein ganzer Haufen Siedlungshäuser dazukommt . . . Die Slowaken dort kennen sich ja nicht einmal untereinander.“

Und weil eine vormalige Gemeindeführung – zur Freude von Kittseer Grundbesitzern und ortsaffinen Grundstücksspekulanten – großzügigst Baulandwidmungen verteilt hat, werden ähnliche Siedlungsentwicklungen auch weiterhin schlecht zu verhindern sein. Kittsee verfüge über einen „Baulandüberhang von mehr als 40 Prozent“. Was bedeutet, „dass mehr als vier Quadratmeter von zehn Quadratmeter gewidmetem Wohnbauland derzeit unbebaut sind“. Hat der Raumplaner Jochen Schmid erhoben, den die Gemeinde mittlerweile betraut hat, Kittsee spät, aber doch raumplanerisch zu ordnen. Eine vollständige Verbauung dieses Flächenvorrats würde Kittsee über die 8000- Einwohner-Grenze katapultieren. Ein Extremszenario, gewiss. Aber eine Verdoppelung auf 5000 wäre auch schon schlimm genug, würde sie doch die lokale Infrastruktur von der Kanalisation bis zum Schulbetrieb und also die finanziellen Mittel der Gemeinde völlig überfordern.

„Ein Dorferneuerungskonzept, ein Energiekonzept, Umweltkonzepte, ein Bebauungskonzept, all das haben wir nicht“, bekennt Gabriele Nabinger und weist die Verantwortung dafür ihrem Vorgänger und SP-Kollegen zu: Damals, sagt sie, habe es eine absolute SP-Mehrheit in der Gemeinde gegeben, „und dadurch hat er Projekte, die er wollte, einfach durchbekommen“. Ergebnis: eine ganze Gemeinde als große Baustelle – nicht nur dort, wo wirklich Kräne stehen.


Das Schloss von Kittseebraucht keinen Märchenprinzen. Blank und gepflegt steht es da, als wäre es längst aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Und doch: Seit dem Auszug des Ethnografischen Museums fehlt ihm jene innere Bestimmung, die einen Ort wie diesen erst zu einer Begegnungsstätte macht. Auch für Jochen Schmid zählt „das professionelle Bespielen des Schlosses“ zu den dringlicheren Vorschlägen, die er der Gemeinde auf den Weg in die Zukunft mitgibt. Dieser Tage jedenfalls werden die Räume von einer ersten „Sommerakademie“ mit Kursen samt Rahmenprogramm belebt (www.sommerakademie-kittsee.at). Was daraus wird, weiß niemand. Was daraus werden kann, gilt es, bestmöglich anzustreben. Hier und andernorts in einem Dorf, das nicht mehr am Ende der Welt, sondern – mit allem Für und Wider – mitten im Leben liegt. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2013)

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