Letta: "Italien verlangt Trendwende bei Migrationspolitik"

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In der Debatte um afrikanische Bootsflüchtlinge fordert nun auch der italienische Premier mehr Solidarität von EU-Ländern.

In der Debatte um eine gerechtere, EU-weite Aufteilung von in Südeuropa gestrandeten Bootsflüchtlingen hat sich nun auch Italiens Premier Enrico Letta zu Wort gemeldet. "Italien hat bisher Flüchtlinge immer aufgenommen, wir verlangen jedoch eine Trendwende bei der europäischen Migrationspolitik", sagte Letta nach Angaben italienischer Medien. Der Premier kritisierte, dass die EU keine koordinierte Flüchtlingspolitik betreibe und sich lediglich bei Notstandssituationen in Bewegung setze.

Am Samstag waren bei Catania im Osten Siziliens sechs ägyptischen Migranten ertrunken. Sie konnten nicht schwimmen. Die jungen Männer im Alter von 17 bis 27 Jahren hatten nach Angaben der Behörden vor der Küste ein mit insgesamt etwa hundert Menschen übervolles Fischerboot verlassen und das Ufer zu erreichen versucht.

"Kein rein italienisches Problem"

Italien verlangt nun Hilfe von der EU bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms. Letta erklärte, er habe sich mit seinem griechischen Amtskollegen Antonis Samaras in Verbindung gesetzt, um gemeinsam Druck auf die EU für eine strukturierte Flüchtlingspolitik zu machen. "Europa kann nicht so tun, als ob die Landungen der Migranten ein rein italienisches Problem wären", meinte auch Innenminister Angelino Alfano.

Die italienische Außenministerin Emma Bonino kritisierte, dass EU-Richtlinien zum Thema Migration zwar diskutiert worden seien, die Debatte werde jedoch von mehreren EU-Partnern erschwert. "Jedes Land verlangt Garantien, dass die Migranten sich nur vorübergehend bei ihnen aufhalten", sagte Bonino.

Zwischenfall in Malta

Seit Anfang dieses Jahres sind nach Angaben des italienischen Innenministeriums 6.970 Migranten nach Seefahrten an die Küste Italiens gelangt. Bei den heiklen Überfahrten nach Europa mit oft wenig seetauglichen Booten kommen sehr häufig Migranten ums Leben.

Erst in den vergangenen Tagen hatten Flüchtlinge aus Somalia berichtet, bei ihren Fahrten mit zwei Booten seien insgesamt fünf Flüchtlinge an Entkräftung gestorben. 102 Migranten aus Eritrea und dem Sudan hatten tagelang auf einem Schiff vor Malta ausharren müssen, bis sich die Behörden in La Valletta und Rom darauf einigten, dass sie in Syrakus an Land gehen konnten. Die Regierung in Valetta hatte sich geweigert, die Flüchtlinge aufzunehmen.

(APA)

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