Salzburger Festspiele: Mit Verdi ins wohlige Fegefeuer

Salzburger Festspiele Verdi wohlige
Salzburger Festspiele Verdi wohlige(c) EPA (SIGI TISCHLER)
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Riccardo Muti zeigte mit den Philharmonikern einmal mehr, wie man Verdis Messa da Requiem gerecht wird.

Kurz nachdem man die Ketzer im „Don Carlos“ im großen Salzburger Festspielhaus auf den Scheiterhaufen geschickt hatte, ging es noch einmal mit Verdi ins Fegefeuer: mit dessen „Messa da Requiem“. Geradezu ein Muss in einem Verdi-Jahr, zugleich ein in den vergangenen Jahren offenbar zur Tradition gewordener Fixpunkt im Festspielprogramm. 2012 führten Daniel Barenboim und seine Scala-Mannschaft Verdis so herzhaft operndramatische Totenmesse in Salzburg auf; 2011 trafen sich, so wie auch diesmal für gleich drei Aufführungen, die Wiener Philharmoniker und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor unter Riccardo Muti zu diesem Zweck im Festspielhaus.
Eine ausgezeichnete Konstellation. Das Orchester zeigte sich blendend disponiert in allen Gruppen, bis hin zum geforderten Blech. Auch der Staatsopernchor trat je nach Anforderung klangmächtig oder zart flehend zum Purgatorium an. Übrigens war er von Ernst Raffelsberger einstudiert, und nicht, wie im Programm falsch angegeben, von Johannes Prinz.

Muti jedenfalls scheint wie kaum ein Zweiter derzeit dieses Werk verinnerlicht zu haben. Er weiß Chor, Orchester und Solisten blendend und differenziert zu organisieren, und er versteht es auch, der Messa die richtige Balance im Ausdruck zu geben. Der opernhafte Gestus kommt ideal zu seinem Recht, die gewaltige Dramatik vor allem des „Dies irae“ darf mächtig über die Hörer hereinbrechen, ohne dass dabei der Eindruck leeren Pathos entstünde. Berührend und innig stellt er dem dann das ängstliche Flehen gegenüber.

Die ideale Bühne also für das erlesene Solistenquartett. Aus diesem strahlte der Mezzosopran von Elīna Garanča diesmal wie ein Solitär heraus. Leuchtend hell und schön, perfekt phrasierend, aber auch mit der nötigen Substanz in der Tiefe ausgestattet absolvierte sie ihre Soli. Nicht seinen allerbesten Tag hatte wohl Piotr Beczala erwischt, meisterte dennoch trotz manch kleinerer Irritationen mit seinem prachtvoll geschmeidigen Tenor ausgezeichnet seinen Part. Das nobel tragfähige Bassfundament lieferte Dmitry Belosselskiy dazu. Der Perfektion von Garančas Gesang stand schließlich in der Sopranlage die Wärme der wunderbaren Krassimira Stoyanova zur Seite. Trotz etwas nervösen Beginns und nicht immer ganz freier Höhe berührte ihr Gesang besonders, allerspätestens im ergreifenden Flehen des „Libera me“, das so zum würdigen Abschluss eines insgesamt beeindruckenden Abends wurde. mus

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2013)

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