Stronach wirbt mit seinem Geld

Bürgernähe. Frank Stronach präsentiert sich als Staatsmann und versucht die Unzufriedenen mit Werbetricks anzulocken.

Wien. Frank Stronach setzt auf Bürgernähe. Gemeint ist damit aber nicht etwa das Händeschütteln in Bierzelten und bei Sportveranstaltungen, sondern eine besondere Werbestrategie in den Zeitungen: „Was würdest du tun, wenn du Bundeskanzler wärst?“, fragt Stronach via Werbeeinschaltungen und stellt für die besten Ideen satte Belohnungen von 500 bis 100.000 Euro in Aussicht.

Eine Strategie, die im doppelten Sinne effektiv ist. Für die Teilnehmer lohnt es sich finanziell, und für Stronach ist es eine gelungene Wahlwerbung, die zudem den Anschein vermittelt, dass Bürgerbeteiligung in seiner Partei großgeschrieben wird. Es sind solch skurrile Ideen, mit denen sich der Polit-Neuling von den etablierten Parteien unterscheidet. Möglich macht das nicht zuletzt sein Vermögen. Der Magna-Gründer hat schon des Öfteren bewiesen, dass er dieses gern – besonders unter Beobachtung der Öffentlichkeit – direkt für die Bürger einsetzt. So etwa auch bei der diesjährigen Hochwasserkatastrophe.

Viel Geld steckt der Austrokanadier auch in seine österreichweiten Plakatkampagnen. Derzeit läuft bereits die zweite. Zumindest bei den Werbeexperten kamen die Plakate gut an. Gelobt wurden die knappen und klaren Botschaften sowie Stronachs Präsentation als Staatsmann. Auf Letzteres legte Stronach schon seit Anbeginn seiner Polit-Karriere Wert. Er versuchte sich als erfolgreicher Businessman zu präsentieren und wollte nicht mit dem politischen Establishment in Verbindung gebracht werden. Nur so kann der Magna-Gründer bei seiner Wählerklientel punkten: Denn Stronach setzt auf die Unzufriedenen.

Neben Stronachs größtem politischen Gegner – der Großen Koalition – avancierten der ORF, Raiffeisen und die Sozialversicherung zu seinen Feindbildern.

Rückschläge inklusive

Thematisch setzt die Partei auf ein vereinfachtes Steuersystem, weniger Bürokratie und ein „Ankurbeln der Wirtschaft“. Themen, mit denen das Team in drei der vier Bundesländer, die heuer bereits gewählt haben, punkten konnte und den Einzug in den Landtag schaffte. Doch auch für Stronach gab es schon einige Rückschläge. Der überraschende, hastige Rückzug von Ex-ORF-Chefin Monika Lindner ist nur ein Beispiel dafür. In Tirol führten innerparteiliche Zerwürfnisse sogar dazu, dass dortige Stronach-Vertreter die Wähler aufriefen, das Team Stronach nicht zu wählen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2013)

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